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DAS ABSOLUTE GEDICHT VON LAOTSE - TOP 100: "ABSOLUT"

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Das Tao Te King
Laotse und Begleiter.
des Laotse aus dem 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung ist seit Genrationen auch in der "westlichen Welt" für viele eine Quelle der Inspiration und für Sinologen ständige Herausforderung zur richtigen Übersetzung. Der letzte Spruch ist für mich, für Lyrikheute eine (wie alle 81 Sprüche) für immer unverständliche Botschaft. Und doch kommt sie an. Deshalb gilt hier erst recht (wie bei allen "TOP 100- ABSOLUT"-Gedichten): KEINE Interpretation. Keine Links.  Aber es kann gar nicht genug Gründe geben, immer mal wieder bei Laotse reinzuschauen...

DER LETZTE (81.) SPRUCH
Wahres Wort ist unschön;
Schönes Wort ist unwahr. 
Wertvoller Mensch ist streitlos;
Streitender Mensch ist wertlos.
Weiser ist ungelehrt;
Gelehrter ist unweise.
Der Vollendete samm€elt nicht sein Haben;
   verschwendet ans Menschliche und erwirbt;
   schenkt ans Menschliche und ist reich.

Die Bahn des All:

   Ausgleich ohne Kampf.
Die Bahn des Menschen:
   Tat ohne Zwang.

Übersetzung: Alexander Ular
Insel-Verlag 1921

EINUNDACHTZIGSTER (letzter) SPRUCH
Wahre Rede ist nicht geziert,
gezierte Rede ist nicht wahr.
Tüchtigkeit eifert nicht,
der Eifernde ist untüchtig.
Der Weise ist ungelehrt,
der Gelehrte ist nicht weise.
Der Vollendete sammelt keine Güter:
durch Abgeben erwirbt er,
durch sein Sichaufgeben erhält er sich.
Das ist der Anschluß im Ganzen: Empfangen ohne zu
entziehen.
Das ist der Anschluß imVollendeten: Vollzug ohne zu
tun.

Übersetzung: Carl Dallago
Brenner-Verlag Innsbruck 1921

81. DER LETZTE SPRUCH
Wahre Worte sind nicht schön,
Schöne Worte sind nicht wahr;
Tüchtiger redekünstelt nicht,
Redekünstler ist nicht tüchtig;
Weiser ist ungelehrt,
Gelehrter ist unweise.
Berufener häuft nicht an:
Je mehr er für andere wirkt,
Desto mehr besitzt er;
Je mehr er anderen gibt,
Desto mehr bekommt er.
Des Himmels Aufführung : Fördern, ohne zu schaden
Des Berufenen Aufführung: Wirken, ohne zu streiten.

Übersetzung: Erwin Rousselle 
Insel-Bücherei 253

Weitere (bisher) TOP-100 also ABSOLUT-Gedichte bei Lyrikheute:
SO NIMM DENN MEINE HÄNDE
VERNEIGUNG VOR GERTRUDE STEIN
THE WASTE LAND NEU INTERPRETIERT
ICH LIEBE DICH (KARIN KIWUS)
NICHT MÜDE WERDEN - HILDE DOMIN
DER 81. SPRUCH - LAOTSE

DER 81. (LETZTE) SPRUCH
信言不美.
美言不信.
善者不辯.
辯者不善.
知者不博.
博者不知.

人不積.

既以為人己愈有.
既以與人己愈多.
天之道利而不害.
聖人之道為而不爭.


Der 81. Spruch. Google-Transkription.

Xìn yán bù měi.

Měi yán bù xìn.
Shàn zhě bù biàn.
Biàn zhě bùshàn.
Zhì zhě bù bó.
Bó zhě bùzhī.
Rén bù jī.
Jì yǐwéi rén jǐ yù yǒu.
Jì yǐ yǔ rén jǐ yù duō.
Tiān zhī dào lì ér bù hài.
Shèngrén zhī dào wéi ér bùzhēng.


Der 81. Spruch. Google "Übersetzung" 2014.
Schreiben Worte sind nicht schön. 
Freundliche Worte nicht glauben. 
Gute und nicht streiten. 
Die schlechte Verteidigung. 
Bo weiß nicht, wer. 
Bo, die nicht wissen. 
Die Menschen wollen nicht akkumulieren. 
Je mehr, dass Menschen beides haben. 
Je mehr sowohl zu sich selbst und die Menschen. 
Weg des Himmels gut und nicht zu schaden. 
Sage ist ohne Debatte.
BRENNER-VERLAG INNSBRUCK MCMXXI (1921).
"Versuch einer Wiedergabe des Taoteking von CARL DALLGO".

Insel Verlag Leipzig 1921.
"Der chinesischen Unrschrift nachgedacht von Alexander Ular".

Insel Verlag 81-90 000 1958
mit der Übersetzung von Erwin Rouselle
.

Gebundene Ausgabe ANAKONDA-Verlag 2010.
 Sehr Hilfreiche Erläuterungen. Nach der Ausgabe Jena 1911. Übersetzung und Erläuterungen von Richard Wilhelm.
Bei Amazon "neu" unter 5 Euro! (Jan. 2015).


KLIMA-Lyrik - SOMMER GESUCHT: NEU - EEG DIE ABRECHNUNG

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Noch  ein "Beweis" des Weltklimarats 
(IPCC) für die Erderwärmung?

Für alle, die es lieber warm haben:
Anmerkungen. Fundsachen. Links. 


9.01.2015
ES GIBT MELDUNGEN, DIE SOLLTE MAN SICH "AUSSCHNEIDEN"
und griffbereit haben, wenn es um die Diskussion über die Ziele der Ökopaxe geht: JEDER EINWOHNER in "D" (Greis bis Säugling) zahlte 2014 312 Euro für Ökostrom. Die höheren Preise für alle Güter und Dienstleisstungen durch hohe Energiepreise sind darin nicht einmal enthalten. Und die Abwanderung energieintensiver Investitionen(z.B. von BASF) nach Amiland macht diese Bilanz noch bedrohlicher. Für den "Hinterkopf": Bundeshaushalt 2015: Knapp 300 Mrd. Ökoenergie kostete 2014: 25 Mrd.
"SO" geht Deindustrialisierung!9.11.2014
WÄRMER WIRD ES NICHT AUF DER WELT (LEIDER)
ABER EINE BOTSCHAFT, DIE GRÜNE ZUR VERZWEIFLUNG BRINGT
KANN NUR "FROH" SEIN.
Lies doch einfach: Wie die US-Wahlen (Merhheit der Republikaner im Senat) die Klima-Alarmisten-Lobby in Panik versetzt.
4.10.2014
Endlich mal gibt es eine nachgerechnete Antwort darauf, 
wer von der "Energiewende" profitiert und wer nicht(Wirtschaftswoche).
16.9.2014
LANGSAM WIRD ES RICHTIG UNGEMÜTLICH:
REKORDEISBEDECKUNG AN ARKTIS UND ANTARKTIS
UPDATE 7.10.2014: DIE NASA FESTSTELLUNG
Nur doof, dass unsere Medien davon nichts mitkriegen.
Also: Hier mal reinschauen. 
Oder (immer mal wieder)  bei EIKE.
17.7.2014
Die weltweite Eisbedeckung hat sich in den letzten 10 Jahren um 1 Million Quadratkilometer ausgedehnt
und die Eisfläche am Südpols ist so groß wie noch nie (seit den Satelitenmessungen).
Warum liest man DAS nicht bei SZ, FAZ und Co?
27.3.2014
KLIMASCHUTZ SCHLIMMER ALS KLIMAWANDEL
Manche fragen, warum Klimaskeptiker sich so stark engagieren. Am Anfang steht der Zweifel an den Allmachtsphantasien, der Mensch sei Herr des Klimas. Die Erkenntnis, dass es Klimawandel immer gegeben hat: Mal kilometerdicke Gletscher über Norddeutschland z.B. und mal eisfreie Polkappen. Zweitens: Warmzeiten sind generell besser für Natur und Mensch. Und drittens: Die immensen Kosten für die Volkswirtschaften und jeden Einzelnen. Eine 4 köpfige Familie zahlt (mit der Stromrechnung) über 200 Euro pro Jahr mehr für erneuerbare Energie. Aber natürlich steigen auch Preise vieler Waren wegen der teuren Energie.
Eine der schlimmsten Folgen der Energiepolitik ist jedoch die Zerstörung der Natur. Bereits heute wachsen auf 17% der landwirtschaftlichen Anbaufläche in Deutschland Energiepflanzen. Die Deutsche Welle hat es bemerkt und berichtet unter der Überschrift: KLIMASCHUTZ SCHLIMMER ALS KLIMAWANDEL. 


In jedem Fall ist eine Strategie der Anpassung an den Klimawandel kostengünstiger als die weltweite, drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes. Wenige Tage vor Veröffentlichung des neuen Berichts des Weltklimarates der Vereinten Nationen (IPCC) hat ein führender Klimaökonom aus Protest gegen „Panikmache“ deshalb seinen Namen von dem Bericht zurückgezogen. Richard Tol von der Universität Sussex, koordinierender Leitautor des Kapitels über die wirtschaftlichen Auswirkungen, erhebt in der FAZ schwere Vorwürfe: »Die Botschaft des ersten Entwurfs war, dass durch Anpassung und eine kluge Entwicklung die Risiken handhabbar sind, aber dass dies ein gemeinsames Handeln erfordert«, sagte Tol. Dies sei in der 30-seitigen Zusammenfassung herausgefallen. Stattdessen sei sie in einem apokalyptischen Ton gehalten.
Gegenüber der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, beklagte Tol, der IPCC würde Autoren unter Druck setzen, einen möglichst alarmistischen Ton anzuschlagen. »Es gibt viele Bürokraten, Politiker und Wissenschaftler, deren Jobs davon abhängen, dass die Klimakatastrophe möglichst schlimm erscheint.«

27.3.2014
Eine Frohe Botschaft (für Kenner)
kommt ausgerechnet von IPG (Internationale Politik und Gesellschaft) einem SPD "Thinktank", angesiedelt bei der Friedrich Ebert Stiftung (kriegt 140 Millionen Euro Steuergelder p.a.). In 

dieser Studie 

versucht  IPG die USA als "Exportweltmeister der Klimaskeptik" zu brandmarken. Ganz nebenbei, und deshalb wird die oben verlinkte Studie hier wärmstens empfohlen, gibt sie einen Überblick darüber, wie der Glauben an den mensch-gemachten Klimawandel (endlich) weltweit schwindet. Panik bei den Klimagläubigen. Die Vorboten einer längst fälligen Wende.
Ganz nebenbei: Die größte Frechheit der Damen und Herren von IPG ist, dass sie ständig einen "wissenschaftlichen Konsens" beschwören und alle Zweifler unter den Wissenschaftlern unter Verdacht stellen, käuflich zu sein. 
8.3.2014
Energiewende made in Germany - Die Abrechnung
Für die wenigen, die Oliver Welke am Freitag nicht im ZDF gesehen haben: Hier die ganze Wahrheit.(Ausschnitt aus der "heute-show"Update: Vom ZDF gelöscht).
Eine Zusammenfassung des Gutachtens mit der Klatsche für "Mutti" gibt es bei freiewelt (mit Links zu den Kapiteln im Gutachtentext).
Aber die besten Gags 
schreiben die Klimalarmisten immer noch selbst (wegen des Klimawandels gehen den Surfern die großen Wellen aus).

1.3.2014
WUSSTEST DU, DASS ES KLIMA-SOZIOLOGEN GIBT?
Sie leisten Beihilfe dazu, Weltuntergangs-Ängste im Volk zu verbreiten. Seit die Erderwärmung Pause macht, ist ihr Rat besonders gefragt. Wie diese "Wissenschaftler" ticken, erfährt der geneigte Leser am Ende eines SPON-Artikels, der auch sehr schön die zahlreichen Versuche aufzählt, den Klima-Erwärmungs-Stop (seit bald 25 Jahren) zu "erklären":

Starke Passatwinde Nature Climate Change
Die pazifische Klimaschaukel  Nature Climate Change
Die Pazifische Dekadische Oszillation(PDO).Usw...

Es ist schon witzig, wie auf einmal Heerscharen von Klima-Alarmisten erforschen, warum es kälter und trotzdem wärmer wirdDie Chance wünscht sich jeder, der falsche Berechnungen (in der Abiprüfungz.B.) immer wieder korriegieren darf.

Rückblick 1974: Die große SPIEGEL-Story von der drohenden EISZEIT
"...am Anfang standen Messdaten über eine fortschreitende Abkühlung des Nordatlantiks. Dort sank während der letzten 20 Jahre die Meerestemperatur von zwölf Grad Celsius im Jahresdurchschnitt auf 11,5 Grad. Seither wanderten die Eisberge weiter südwärts und wurden, etwa im Winter 1972/73, schon auf der Höhe von Lissabon gesichtet, mehr als 400 Kilometer weiter südlich als in den Wintern zuvor..."
DER SPIEGEL12.8.1974: Der ganze Artikel: KOMMT EINE NEUE EISZEIT? 

12.2.2014
Seit fünfzehn Jahren macht die Welt-Klimaerwärmung Pause (leider).
Jeder macht die Erfahrung, dass seine Heizkosten Jahr für Jahr steigen - Ausnahme (hoffentlich) 2014. In Deutschland sinken die Temperaturen seit 25 Jahren, seit einem viertel Jahrhundert. Aber davon erfährt der geneigte Mainstream-Medien-Leser selten etwas. Es ist wie zu DDR Zeiten: Die Wahrheit erfuhren die Ost-Leser, wenn das Neue Deutschland Meldungen, die aus dem "Westen" in die DDR per TV gesendet wurden, dementierte. So ist geht es hierzulande der Klima-Abkühlung. Gemeldet werden nur die Erklärungen, warum es nicht wärmer wird, nicht dass es nicht wärmer wird. Wer bei Google fragt: "Warum macht die Erderwärmung Pause?" erhält mindesten 10 Erklärungen der bekannten Verdächtigen vom IPPC und PIK. Zum Beispiel im FOCUS. Wer ein bisschen kritisch bleibt, kann nur den Kopf schütteln. Insbesondere, das jedes Mal Wissenschaftler auftreten, die DIE Ursache herausgefunden haben wollen, warum es (trotz rasanten CO2 Anstiegs in der Atmosphäre) nicht wärmer werden will.

Die neueste Erklärung steht auf "WiWo-GREEN". Die WirtschaftsWoche hat für ihre Öko-Leser eine extra Seite im Netz. Dort (in der jüngsten "Erklärung der Abkühlung") spielt der Wind eine entscheidende Rolle. Sicherheitshalber wird zugleich verkündet: Die Erderwärmungspause könne "bis zum Ende des Jahrzehnts" dauern. Man hofft wohl, so lange keine Fragen mehr zur ausbleibenden Erwärmung beantworten zu müssen. Ein Schelm, wer...
LIES hier, WIE VOR GUT 30 JAHREN MSM UND EXPERTEN EINE NEUE EISZEIT VORHERSAGTEN (Nach dem Artikel eine lange Zitatensammlung). 

16.10.2013
KLIMAKILLER-WURM 
BEDROHT DIE ZUKUNFT DES PLANETEN.
Seine wahre Natur hat er lange verbergen können. Getarnt als Produzent von Komposterde. Aber: Für ein Drittel des aus dem Boden freigesetzten CO2 soll der Regenwurm verantwortlich sein (oder doch weniger?). Und die Gefahr könnte wachsen, wenn sich der Klimakiller-Wurm weiter ausbreitet: Das ist die Horrormeldung: Diese Studienergebnisse über Regenwürmer könnten wichtig für zukünftige Einschätzungen des Klimawandels werden. Das gilt vor allem dann, wenn sich die Regenwürmer auf neue Regionen ausbreiten. Im letzten Bericht des IPCC kamen die Würmer zum Beispiel gar nicht vor. Laut Lubbers spielen die Regenwürmer weltweit eine wichtige Rolle in der Treibhausgasbilanz der Böden. Die Wissenschaftlerin erwartet, dass ihr Einfluss in den nächsten Jahrzehnten noch weiter zunehmen wird. Nach der Ausrottung während der letzten Eiszeit waren zum Beispiel große Teile Nordamerikas frei von Regenwürmern. Sie kamen erst mit den europäischen Siedlern und der von ihnen mitgebrachten Erde wieder zurück. Diese Regenwürmer wandern auch heute immer noch nach Norden. Wissenschaftler wie Paul Hendrix von der University of Georgia sehen diese Wanderbewegung als gefährliche Invasion. Für Lubbers fördert die Landwirtschaft inklusive ökologischer Anbaumethoden die Ausbreitung der Regenwürmer. Die Erderwärmung werde sie wahrscheinlich noch aktiver machen. 
Immerhin scheinen die Aktivitäten des Regenwurms ein lohnendes Geschäft zu sein. Für die Forscher an 200 Studien haben sie Ruhm und Verdienst gebracht. Nicht schlecht, kleiner, schleimiger CO2-Verpester! Ob es bald Killerprämien pro Kilo Wurm gibt? Nähere Einzelheiten HIER.


20.9.2013
Das Spiel ist aus? Nein, nicht sein kann, was nicht sein darf.
Beim Klimaschutz geht es nicht  nur für den Verbraucher um einen gut Teil seines  Einkommens. Er zahlt drauf: Bei SPRIT, STROMRECHNUNG, bei ALLEN DINGEN DES TÄGLICHEN BEDARFS. Täglich gehen in Deutschland Arbeitsplätze verloren, die dahin "wandern" wo Energie billiger zu haben ist.
Das alles, also Kosten die mehr als das dreifache des Bundeshaushalts 2013 betragen werden, verdanken wir einer Lobby, die mit den ehrenwerten Gefühlen moralisch fundierter Bürger Politik und Geschäfte macht. Obwohl es hierzulande bekanntlich oft saukalt ist, und die Sonnentage kurz und selten, gibt es nirgends auf der Welt so viele Solaranlagen wie bei uns.
Die Rot/Grün/Schwarz/Gelbe Koalition beruft sich bei dieser Milliarden/Billionen-Geldvernichtung auf die Berichte des IPCC.Die  "Kapitel" aber der Bibel der Klima-Hysteriker, die IPCC Berichte, sind und waren  politische Machwerke.In ihrem ätzend scharfen Buch beschreibt Donna Laframboise den IPCC als "Jugendstraftäter, der mit den dem besten Klimaexperten der Welt verwechselt wurde" (2012). Sie weist nach, dass die sogenannten "Experten", die "Leitautoren", oft jede formale wissenschaftliche Qualifikation vermissen lassen. Wer ein paar Jahre bei Greenpeace war, brauchte nicht mal einen Doktor. Z.B. erlangte Richard Klein, Greenpeace Aktivist, schon mit 25 Jahren (ohne akademischen Abschluss) die höchste Weihe des IPCC und wurde "Leitautor". Aber selbst das was diese, von Regierungen entsandten "Wissenschaftler" an Erkenntnissen zusammentragen, ist noch nicht der finale Akt der Manipulation bei der Abfassung des Weltklimaberichts. Denn das letzte Wort haben Politiker. Und vorneweg sind dabei immer die Deutschen, wie jetzt auch 
SPON entdeckt hat.

20.8.2013
WER NICHT AN DEN KLIMAWANDEL GLAUBTE,  DER SOLLTE DURCH DAS GEREDE VOM GRÜNEN JOB-WUNDER RUHIG GESTELLT WERDEN.
Aber das Jobwunder erweist sich als eine "in Zahlen" nicht messbare Subventionsblase. Erneuerbare Energien kosten eher Jobs, als dass neue Arbeitsplätze entstehen. Wie eine Studie, an der auch das Umweltbundesamt (sic!) beteiligt ist, belegt. Und monatlich schicken Sonne und Wind doch eine Rechnung. An jeden der Energie verbraucht. Der Verbraucher kann nicht wegziehen aus dem Hoch(Energie)preisland Deutschland. Aber ganze Industriezweige ziehen weg oder werden wegziehen. Dahin, wo Strom um mehr als die Hälfte billiger ist. Schade um den Standort Deutschland!

13.6.2013
ES IST WAHRHAFT WIDERLICH,
wie die Klima-Alarmisten das Wasser der Flut und das Leid der Flutopfer missbrauchen, um Propaganda zu machen, Marke: Solardächer gegen Flutschäden! Dabei gab es immer wieder viel höhere Pegel (selbst als es noch keine Flussbegradigungen gab).  Also: Die Extremwetterlagen müssen in vergangenen Jahrhunderten noch deutlich dramatischer gewesen sein als heute (ohne die sogenannte anthropogene Erderwärmung).
               "In Frankfurt am Main zum Beispiel erinnern mehrere Hochwasser-Markierungen am Eisernen Steg – einer Fußgängerbrücke über den Fluss – den Bürger an die Fluten der Vergangenheit. Das Main-Hochwasser von 1970 reichte einem Menschen gerade bis zu den Hüften. Die Fluten der Jahre 1920, 1896 und 1576 wären bereits über seinen Kopf geschwappt. 1882 und 1784 hätte ein Kind auf den Schultern selbst eines großen Mannes Wasser schlucken müssen. Wirklich dramatisch war es 1342: Da stand in Frankfurt das Wasser fast acht Meter höher als normal – der Jahrtausendrekord..."
Mehr dazu in dem Artikel von Heinz Horeis in Bild der Wissenschaft Ausgabe: Nr. 2/2003, Seite 114



2.4.2013
Warum ist Lyrikheute FÜR wärmere Zeiten? 
Weil es der Menschheit in Warmzeiten immer besser ging als in Kaltzeiten. Früher lernten die Kinder in der Schule noch die Begriffe "Klima-Optimum" (bestes Klima) und "Klima-Pessimum" (schlechtes Klima). Gemeint waren Warm- bzw. Kaltzeiten. Warmzeiten waren, als in der Sahara sich Nilpferde suhlten (siehe Felszeichnungen). Warm war es, als im Römischen Reich (nicht nur in Rom) sondern in auch in den fernen Provinzen ein glänzender Lebensstandart möglich wurde - mit Thermen und Theatern auch für "das einfache Volk". Warm war es, als im Mittelalter in Europa die Ernten so üppig ausfielen, dass die rasch wachsende Bevölkerung noch genügend Überschüsse erwirtschaftete, um gigantische romanische und gotische Kathedralen zu errichten und sich nebenbei in Badehäusern vergnügte.
Geschenk des mittelalterlichen Klimaoptimums
(als es wärmer war, als heute):
St. Georg, Limburg an der Lahn
Erste Hälfte 13.Jh.
Die Kälte war es, die Nordvölker zu Wanderungen trieb, denen kein römischer Limes standhielt. Kalt war es, als im dreißigjährigen Krieg die Europäer übereinander herfielen. Nicht nur der Krieg führte zur Wüstung ganzer Landstriche.
Kalt waren die letzten Jahrhunderte. Die haben wir einigermaßen überstanden, weil die industrielle Revolution (auch in der Landwirtschaft - Düngemittel) neue Produktivkräfte freisetzte. 


Eine exelente wissenschaftliche Darstellung der Warm- und Kaltzeiten und deren Auswirkung gibt es hier (Prof. Wolf Dieter Blümel, Uni Stuttgart). Am besten ausdrucken und in Ruhe studieren!  Manchem wird auch die Suche bei Wiki ("Klimaoptimum") genügen. 

27.3.2013
Weil es kalt ist, wird es wärmer? Weil es warm wird, wird es kälter?
Die Klima-Katastrophen-Künder versuchen, den Rekordwinter zum Beweis für die Klimaerwärmung zu erklären. Wer hat die üblichen Verdächtigen abgefragt? Natürlich der Tagesspiegel. Wer verstehen will, was tatsächlich mit dem Wetter/Klima los ist, liest Eike dazu.

4.3.2013
Nachgerechnet: Schon seit einem viertel Jahrhundert werden die Winter in Deutschland kälter. 
Das zeigen die Daten des DWD, des (regierungsamtlichen)  Deutschen Wetterdienstes. Aber dort traut man sich nicht, die eigenen Daten allemeinverständlich zu veröffentlichen. Dann würde klar, wie sehr die Wetterdaten den Prognosen der Klimapropheten widersprechen.
         Aber es gibt  ja die Experten von EIKE, dem Europäischen Institut für Klima und Energie: "Derzeit gehen Meldungen durch die Medien, dass der derzeitige Winter bei uns der fünfte "zu" kalte Winter in Folge ist. Dass dies kein kurzfristiger Trend ist, zeigen die Autoren Kämpfe, Kowatsch und Leistenschneider im folgenden Beitrag auf. Sie kommen zu dem klaren Ergebnis, dass unsere Winter seit nunmehr 25 Jahren kälter werden." Die ganze traurige Botschaft hier. Zieht euch warm an!

18.2.2013
Jetzt wetter-amtlich: Der 5. Winter in Deutschland zu kalt!  Rekord!
Noch vor ein paar Jahren wurde uns von den Klimaexperten prophezeit, dass es in Deutschland zukünftig keine Winter mehr mit Eis und Schnee geben würde.
                "In den 90er Jahren gab es eine ganze Reihe milder und stürmischer Winter. Diese brachten zahlreiche Schäden durch Hochwasser und Orkan. Doch in den letzten Jahren konnte man diesen Trend nicht mehr verfolgen- ganz im Gegenteil: die Winter sind wieder deutlich kälter geworden und die ganz großen Stürme wie wir sie in den 90ern erlebt haben blieben seitdem ebenfalls aus. Die Zahl der milden Westwindwetterlagen ist deutlich zurückgegangen. Die Klimaexperten prophezeiten uns noch im Jahr 2000, dass es Winter mit Eis und Schnee in Deutschland nicht mehr geben würde. Dass das falsch ist belegen heute die aktuellen Fakten", erklärt Diplom-Meteorologe Dominik Jung bei wetter.net.


16.2.2013
Palmentod in Hamburg. 
Das passiert, wenn man der Klimalyrik der Potsdamer Klimafolgenforscher (Hans Joachim Schellnhuber und Co.) vom "PIK"* glaubt!
           Im Vertrauen auf die Erderwärmung sollte Hamburg ein "Paradies unter Palmen" werden. Für 16 000 Euro wurden die ersten Palmen gepflanzt. Aber trotz aller Vorhersagen blieben die Winter kalt. Jetzt kostet die Entsorgung der erfrorenen Palmen nochmal Tausende...Und hier ist die ganze traurige Geschichte vom Palmentod in HH, wo man nach dem Palmendesaster jetzt auf winterfeste Säuleneichen setzt.
*Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung.

10.1.2013
Sch...e! Bibber! 
Erderwärmung schon vorbei! 
Meldungen über die "Pause" beim Klimawandel (sogar laut einem IPCC-Institut)  schaffen es in Deutschland nicht in die MSM. die Mainstreammedien.. Aber immerhin in den DIE WELT - Blog von Ulli Kulke. 
DIE ZEIT 24.1.2013
Update: Am 24. 1. greift DIE ZEIT das Thema auf (Adrian Meyer). Allerdings kommen nur die üblichen Verdächtigen (Mojib Latif u.a.) zu Wort und schließen jeden Zweifel an der Fortsetzung der vom Menschen verursachten Erderwärmung aus. Die Sonne? Sie wird auf einer ganzen Seite ("WISSEN") nicht ein Mal erwähnt. Kampfblatt ZEIT! Nur die Klimakurve ist in der ZEIT richtig abgebildet.
P.S. Mir tun die deutschen Wörter leid, die für sowas misbraucht werden. Aber solcher Müll ist nicht stafbar!
Kommt jetzt schon wieder eine Kälte-Katastrophe auf Raten (DER SPIEGEL)?

3.1.2013
SPIEGEL TV versus ÖKOTERROR.
DARAUF HABEN VIELE GEWARTET!

Alexander Neubacher, Autor des Bestsellers “Ökofimmel”, zeigt in dieser SPIEGEL-TV-Dokumentation, wie grüne Ideologie der Umwelt schadet.

WARNUNG!
"DIESE FILME SIND FÜR MENSCHEN AUS DEM GRÜNEN GUTMENSCHENBEREICH NICHT GEEIGNET" - sagt SPIEGEL TV.

Teil 1
Teil 2
Teil 3

7.12.2012
WO bleibt die versprochene Erwärmung? 
Curlie Sus Schneemann

28.10.2012
Brrrh! Schnee wie nur alle 30-40 Jahre im Oktober...
2000 verkündetet der Klimaforscher Mojib Latif im Spiegel: “Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben”. 
Inzwischen hat Latif seine Aussage revidiert: “Auf lange Sicht werden eisige Winter… immer seltener werden.” 

9.10.2012
Wärmedämmung erhöht die Heizkosten!
Mit den Milliarden Investitionen in hässliche Häuserverpackung wurde das Gegenteil von Energieeinsparung erreicht:
Massive Mauern 
Ein Nicht-Gedicht von Richard Haimann

Massive Mauern sind selbst im Winter
in der Lage, die Wärme der

Sonnenstrahlen zu speichern und
bis in den späten Abend hinein
in die Innenräume abzugeben. 


Bei gedämmten Häusern ist dies

hingegen aufgrund der dicken Kunststoffmassen 
an den Außenwänden nicht möglich. 
"Dem Innenraum wird zu keinem Zeitpunkt Wärme zugeführt", 


erkannten 

bereits vor 27 Jahren
die Forscher
des Fraunhofer-Instituts.

Hier das ganze "Gedicht"über DIE WÄRMEDÄMMUNGS-LÜGE

*
1959 USS Skate am eisfreien Nordpol

DIE WELT
macht Klimalyrik und ruft mal wieder  wieder eine Rekordeisschmelze in der Arktis aus. Dabei gibt es Meldungen über HÖCHST-TEMPERATUREN am Nordpol regelmäßig seit 100 Jahren.

PETA - die weltgrößte 
Tierschutz-Organisation sagt den wachsenden EISBÄRENPOPULATIONEN  eine gute Zukunft voraus.

BIBBER!! Schade, die Klimapropheten haben
mal wieder Unrecht.
Es wird kälter; die meisten hätten's lieber kuschelig. Droht wieder Eiszeit? Übrigens: die Angst vor einer neuen Eiszeit war vor 40 Jahren groß.
Wann wird's mal wieder richtig Sommer??!!
RUDI KARELL ÜBER DIE  EISZEIT

DIE KÜRZESTE GESCHICHTE DES 

Ein Weiser
verlässt hier das gut bezahlte Umweltschutz-Schiff BUND. (Enoch zu Guttenberg). 

DEUTSCHLANDRADIO MELDET:
KLIMAWANDEL AN ERDBEBEN SCHULD!!





KIKI SUAREZ - Meine "Lieblinge"...

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Meine "Lieblinge": 
Die schönsten neueren Gedichte und Bilder von 
Kiki Suarez.
Jammer

Des Lebens Jammer
sperr ich in eine Kammer.
Und schliess' die Tür fest zu,
dann hab ich Ruh!

Aber durch kleinste Ritzen
kann Lebensleid flitzen.
Über kurz oder lang,
und ohne zu fragen,

packt es mich erneut am Kragen!


Ich flieh in mein Zimmer,
denn ich will den Jammer nimmer.
Schliess die Tür fest zu –

dann hab ich Ruh…..


Doch, ach,
dann wirds mir bang,
denn ohne Schmach
wird die Zeit mir zu lang!
Leben kann erfrieren
hinter vernagelten Türen.
In ein verschlossenes Zimmer
kommt auch die Liebe nimmer.

Liebe und Leid
kommen immer zu zweit:
Versuch ich Leiden zu meiden,
kann mich auch Liebe nicht leiden.
So geh ich dann schliesslich hinaus
und lasse die Türen offen
zu meinem Schneckenhaus.

Statt mich zu verkriechen
und dahinzusiechen,
begrüsse ich Regen und Sonne
und empfinde
Schmerzliche Wonne!
Das Krankenhausbett

Das Krankenhausbett
findet`s gar nicht so nett,
unter Kranken zu liegen,
statt Gesunde zu wiegen,
die im Schlafzimmer
bei Kerzenschimmer
plauschen
oder lauschen
wie Nächte schweigen
und Sterne geigen
Lieber Gott

Eine Eidechse,
ein Kolibri,
eine Schnecke, die
auf einem Blatt im Garten vor mir
ihre Fühler ausstreckt,
als suchte sie nach mir!

Eine einzige Knospe –
Heute morgen öffnet sie sich!
Der ganze Garten
passt nicht mehr
in den Tunnel
meines Blickes.

Vielleicht stirbt
Ein bisschen vom lieben Gott
In jeder fallenden Blüte,
Nur damit er
neu auferstehen kann?

Busse und Bahnen

Busse und Bahnen
Lassen erahnen:
Die Welt ist so weit
Und so breit –
Ich kann sie niemals ganz umarmen!



Kiki on Kiki
Januar 2015

Ich lebe in dem schönen kolonialen Städtchen San Cristobal de Las Casas in Chiapas unter den Mayas. Bin Künstlerin, habe meine eigene kleine Galerie und arbeite als Psychotherapeutin. Ich bin fast erblindet an Retinitis Pigmentosa und tue was ich kann solange oder wie ich eben kann.

Mehr von Kiki bei Lyrikheute:
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"DAS" Bild-Haiku
Drei Bilder. 3 Haiku.
Kiki in der Rezension von "Haiku Heute"
KIKI SUAREZ: DIE NEUEN "LIEBLINGE" von G.S.


Kikis eigene Blogs
lagaleriadelcorazonabierto
kikisuareztheartist

ALLES WAS DU ÜBER ISRAEL UND DIE SIEDLER WISSEN SOLLTEST

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Machpela. Zeichnung von Sabine Kahane
„Deswegen sind wir hier“
Oder: Alles was du über Israel, Israel und die Araber und die Rechtmäßigkeit der Siedlungen wissen solltest.

Eine DER Fragen, die immer wieder politisch gestellt werden, ist: Wie kann es sein, dass Israel, als Rechtsstaat, die jüdischen Siedler auf "palästinensischen Gebiet" zulässt? In diesem Interview gibt Elyakim Haetzni eine völkerechtlich fundierte Antwort. Aber das Interview, das Chaim Noll im Juli 2014 in Kiryat Arba mit ihm führte, ist insgesamt ein Dokument, das vieles was in Israel passiert, besser verstehen lässt, als unzählige TV-Dokumentationen und Leitartikel.

Vorab ein paar Worte zum Interviewten:
Elyakim Haetzni, geboren 1926 als Georg Baumbach in Kiel, 1938 nach Jerusalem ausgewandert. Soldat in mehreren Kriegen. Studierte Jura in Jerusalem. Gründete 1961 eine Rechtsanwaltskanzlei in Tel Aviv, zog 1972 von dort nach Kirjat Arba bei Hebron. Seit 1990 für die von ihm mitgegründete Techija-Partei im israelischen Parlament. Lebt heute als Pensionär in Kiryat Arba, hält Vorträge und publiziert in führenden israelischen Zeitungen wie Yediot Achronot u.a. UND: "DANKE" Chaim Noll für das Interview!


Chaim Noll: Herr Haetzni, sie leben seit 1972 in Kiryat Arba, einer jüdischen Stadt in den „Palästinensergebieten“, in unmittelbarer Nachbarschaft von Hebron. Sie gehören zu den bekannten Sprechern der Siedlerbewegung und haben hier vor Ort einiges miterlebt. Hat sich die Situation nach dem Mord an den drei jüdischen Teenagern geändert? Haben Sie das Gefühl, dass sie jetzt angespannter ist als vorher?
Haetzni: Schwer zu sagen. Ich habe mich immer für Koexistenz zwischen Juden und Arabern eingesetzt. Wir leben hier schon lange zusammen. Dennoch kommt mir die Frage: Wie realistisch ist das? Nehmen wir das Beispiel Jerusalem. Ich schrieb darüber schon einige Male, dass Jerusalem eigentlich ein Paradigma des friedlichen Zusammenlebens ist, der Koexistenz. In Jerusalem fragen Sie nicht, wer der Taxifahrer ist, den Sie anhalten, ob Araber oder Jude. Es interessiert keinen, es ist ganz normal. Ich war dort einige Male in Krankenhäusern, im Hadassah Krankenhaus, im Schaarei Zedek Krankenhaus, überall: Der Kranke neben dir ist Araber, die Krankenschwestern, oft auch die Ärzte. Jerusalem ist ein Experiment, 65% Juden, 35% Araber. Man könnte meinen, dieses Experiment sei ein außerordentlicher Erfolg. Und jetzt passiert diese Geschichte.
Ein Reporter erzählte neulich, er hätte die jungen Burschen gefragt, die dort Steine und Molotowcocktails werfen: Warum seid ihr vermummt? Einer hat ihm geantwortet: „Ich arbeite in Westjerusalem und ich kann mein Gesicht nicht zeigen“. Mit anderen Worten, es gibt von ihm zwei. Zwei Narrative. Er nimmt die Vermummung ab und geht und arbeitet in der Rezeption in einem israelischen Hotel und ist sehr höflich – oft höflicher als die Israelis. Und dann kommt er nach Hause, nach Bet Chanina oder nach Schuafat, und ist ein anderer. Das sind zwei Narrative. Derselbe Mensch.
Diese Spaltung beginnt in der Kindheit. Jedes palästinensische Kind lernt in der Schule, dass die Palästinenser die Nachkommen von Jesus und Maria sind. Und von König David. Und sie haben das rote Meer durchschritten. Und sie heißen „Falastin“, also sind sie auch die Nachkommen der Philister. Also sind sie die Nachkommen von David und von Goliath zugleich! Solcher Nonsens wird einfach behauptet. Genauso, wie sie im Koran aus der Opferung Izchaks die Opferung Ischmaels gemacht haben. Und nicht auf dem Berg Moriah, sondern auf dem Jabel Arafat in Arabien.
Noll: Damit deuten Sie an, das Verdrehen von Tatsachen sei alte islamische Tradition?
Haetzni: Ja. Aber auch zeitgenössische Taktik. Wenn man hier in Hebron mit Arabern über die arabischen Massaker von 1929 spricht, sagen sie, die Engländer hätten das gemacht. Es gibt einen arabischen Witz, der den Mechanismus erläutert. Sie haben so eine Narren-Figur, einen Schalk und Eulenspiegel, er heißt Dshocha. Dieser Dshocha geht eines Tages über die Straße und die Kinder machen ihn nervös. Da sagt er: „Lauft zum Ende der Straße. Dort steht einer und verteilt Bonbons.“ Und alle Kinder laufen hin. Da sagt Dshocha: „Dort verteilt man Bonbons und ich stehe hier?“, und läuft ebenfalls hin.
Noll: Das heißt, er glaubt sich seine eigene Lüge.
Haetzni: Ja. Es gab im Unabhängigkeitskrieg 1948 einen harten Kampf um Deir Yassin, ein arabisches Dorf, aus dem immer wieder Angriffe kamen. Sie hatten jede Menge Waffen, es gab Tote bei der jüdischen Einheit, die das Dorf einzunehmen versuchte. Und auch bei den Arabern. Jahrzehnte später hat die palästinensische Birzait Universität das genauer untersucht, sie fanden, glaube ich, rund 100 Tote bei den Arabern. Aber Dshocha – und diesmal waren es keine Bonbons, sondern Gräuelpropaganda im Namen des Krieges – machte daraus Tausende. Ein Riesengemetzel durch die Juden. Und dann hat Dshocha das selbst geglaubt. Aus diesem Grund begann die Massenflucht der Araber aus den Dörfern und Städten. Panik brach aus: „Die Juden bringen uns alle um.“
Mit einer solchen Mentalität umzugehen, ist eine schwierige Sache. Was können wir tun? Im Fall, dass wir Unrecht haben, sagen wir offen: Das war falsch. Dann beginnen hier harte Diskussionen. Wenn durch uns Unrecht geschehen ist, sagen wir: „Ja, Baruch Goldstein war ein Verbrecher“, und die öffentliche Meinung in Israel verurteilt die Bluttat. Aber wir sagen nicht: „Es ist gar nichts passiert.“ Und wir sagen nicht, „Goldstein war ein Araber“. Doch die andere Seite – da haben wir ein Narrativ-Volk. Wie gehen wir damit um? Wie kann man mit ihnen leben, so lange es so ist?
Noll: Was Sie beschreiben, meint ein grundsätzlich anderes Verhältnis zur Wahrheit. Zu Fakten, Zahlen, zu der Art, damit umzugehen.
Haetzni: Es gibt vielleicht tausend Aspekte. Ich spreche jetzt von zweien: Die Palästinenser haben etwas erfunden, was es vorher in der ganzen Welt nicht gab. Ich meine die Aufteilung in einen „politischen Arm“ und einen „militärischen Arm“ ihrer Organisationen. Die Absicht des militärischen Arms ist Terror, Gewalt. Bei den Nazis waren es entsprechend Einsatzgruppen, SS etc. Haben die Alliierten, nachdem Deutschland besiegt wurde, einen Unterschied gemacht zwischen den Ideologen und den Exekutoren, sagen wir: zwischen Alfred Rosenberg und Heinrich Himmler? Nein. Rosenberg wurde zum Tode verurteilt wie Himmler. Man hat keinen Unterschied gemacht. Ideologie und ihre bewaffnete Umsetzung – das sind zwei Arme eines Körpers.
Aber die Hamas sagt: Ismael Hanijeh ist der politische Arm. Was wollt ihr von ihm? Er ist nur ein Politiker. Da ist die Hamas-Regierung in Gaza, die vielleicht an Verhandlungen interessiert ist, und dann ist da der militärische Arm, die Is-Ad-Din El-Qassam-Brigaden. Und die eine weiß nicht von der anderen... Und alle Welt spielt das Spiel mit.
Stellen Sie sich vor, damals, 1960, als sich Ben Gurion und Adenauer getroffen haben, in New York, erstes Händeschütteln nach dem Holocaust. Wenn nun in den Schulen in Deutschland – zur Zeit als Ben Gurion sich mit Adenauer traf – die Ideologie der Nazis weiter gelehrt worden wäre, hätte Ben Gurion so etwas getan?

Noll: Sie meinen das, was Sie vor einigen Tagen in „Jedijot Achronot“ geschrieben haben: dass man die Mörder bestraft, sofern man sie findet, aber nicht die Anstifter, die Verantwortlichen für die Propaganda, die täglich zum Terror aufruft.
Haetzni: In Deutschland sind ein Adolf-Hitler-Boulevard, eine Schule benannt nach Heinrich Himmler oder ein Sportereignis zum Gedenken an Herman Göring unvorstellbar. Aber in den Palästinenser-Gebieten geht ein Kind durch die Abu-Jihad-Straße, benannt nach dem Planer der Bus Entführung, bei der 37 Israelis getötet wurden, in die Ahmad-Yassin-Schule, benannt nach dem Gründer der Hamas, das Kind spielt bei einem Fußballturnier, das zu Ehren von Abdel Basset Uda stattfindet, der 31 Israelis ermordete, und beendet seinen Tag in einem Jugendclub, benannt nach Abu Iyad, verantwortlich für die Ermordung der israelischen Sportler in München. Das sind die Helden der palästinensischen Kinder, das sind ihre Vorbilder.
Noll: Die Propaganda erzeugt die zwei Narrative, von denen Sie sprechen, die Spaltung in den Köpfen der Palästinenser?
Haetzni: Ich lebe hier seit September 1972. Wir haben etliche Male Hilfe von Arabern gehabt in dieser Zeit, immer wieder, mal auf der Straße, eine Panne, ein Unfall, irgendwas. Immer, bei Tag und bei Nacht. Araber haben uns geholfen. Verletzte versorgen, das Auto abschleppen... Geholfen auf jede Art. Wie ist es möglich, dass es die selben Araber sind. Wie ist das möglich?
Noll: Was sie schildern ist eigentlich eine Krankheit, man nennt sie Schizophrenie, Bewusstseinsspaltung. Was Sie beschreiben, ist eine Form von kollektiver Schizophrenie.
Haetzni: Was sich abspielt im Irak, in Syrien, im Jemen, in Ägypten, im Libanon, was ist das, wenn nicht eine Geisteskrankheit? Sogar untereinander, unter Muslimen, dieses ständige Töten, Rauben, Vergewaltigen, Lügen. Zwischen Schiiten und Sunniten. Innerhalb der Sunniten...
Noll: Könnte es sein, dass die Palästinenser als Population gespalten sind, solche, die Israel hassen und beseitigen wollen, und andere, die eine Koexistenz bevorzugen?
Haetzni: Diese anderen – bitte, wo sind sie? Wo hört man ihre Stimme?
Noll: Man könnte sagen, sie schweigen aus Angst. Ich wohne direkt am Zaun, auch wir haben täglich mit Palästinensern zu tun. Wenn sie zu uns kommen, erzählen sie uns, dass sie eigentlich kein Problem mit Israel haben. Manche sagen sogar, sie würden am liebsten morgen den israelischen Pass nehmen und israelische Staatsbürger werden...
Haetzni: Ja, die meisten!
Noll: Wenn wir unter Beschuss sind, Raketen aus Gaza, sagen sie, damit wollen sie nichts zu tun haben, das lehnen sie ab. So sprechen sie, wenn sie bei uns sind. Kann ich mich darauf verlassen?
Haetzni: Sie hätten noch vor einigen Tagen nach Schuafat oder Bet Chanina gehen können, was meinen Sie, hätten Sie von den Leuten gehört? Genau das! Jeder Araber in Ostjerusalem hat so gesprochen und ich war glücklich. Und jetzt... Seit zwei Wochen Unruhen, Drohungen, Gewalt...
Noll: Herr Haetzni, Sie sind Jurist. In deutschen Medien wird der Bau jüdischer Siedlungen im Westjordanland als „Verstoß gegen das Völkerrecht“ dargestellt. Das ist bereits allgemeine Sprachregelung: Siedlungen und Siedlungsbau gelten als „völkerrechtswidrig“. Könnten Sie in einigen Sätzen Ihre Ansicht zur völkerrechtlichen Situation des Siedlungsbaus darlegen?
Haetzni: Zunächst berufen sich die Gegner des Siedlungsbaus auf Paragraph 49 der vierten Genfer Konvention, welche sich eindeutig auf das bezieht, was die Nazis gemacht haben: die Umsiedlung von Deutschen in Gebiete, die sie zum deutschen Reich annektieren wollten. Es geht um das Umsiedeln von Menschen. Oft noch mit dem Attriubut „compulsive“, „zwangsweise“. Aber die israelischen Siedler wurden nicht von irgendeiner israelischen Regierung mit Zwang hierher gebracht. Umgekehrt: Ich habe die israelische Regierung gezwungen, mich hier zu dulden.
Noll: Sie sind also nicht im Zug eines Programms, eines Siedlungsprogramms der Regierung hierher gegangen? Sie sind hier, weil Sie persönlich hier, an diesem Ort leben wollen?Haetzni: Die sogenannten Siedler sind politisch, historisch, religiös motiviert, aber nicht von der Regierung. Dazu kommt der zweite Punkt: Wer kann sich auf irgendwelche internationale Verpflichtungen stützen? Nur Staaten. Auch die Genfer Konvention spricht von „the High Contracting Parties“, die souveränen Parteien. Das sind Abkommen zwischen Souveränen. Aber es gab weder damals noch irgendwann in der Geschichte, noch bis zum heutigen Tage, irgendeine palästinensische Souveränität.
Noll: Welchen Rechtsanspruch – völkerrechtlich gesehen – haben die Juden, hier zu leben?
Haetzni: Die Rechte des jüdischen Volkes fußen auf dem Mandat des Völkerbunds. Es wurde im Juli 1922 vom Völkerbund ratifiziert. Bereits im Jahre 1920 hatten die Siegermächte des Ersten Weltkriegs auf der Konferenz von San Remo die Aufteilung der Domänen des früheren osmanischen Reiches beschlossen, im Wesentlichen eine Aufteilung zwischen Frankreich und England. Dabei wurde Großbritannien das Gebiet Palästina zugesprochen. Palästina war das Gebiet vom Ufer des Mittelmeeres bis zur irakischen Grenze.
Palästina wurde den Engländern zugesprochen aus einem einfachen Grund: Weil sich die Engländer schon im Jahre 1917 verpflichtet hatten, in Palästina eine jüdische nationale Heimstätte zu errichten. In dem berühmten Brief des britischen Außenministers Lord Balfour an Lord Rothschild, der Balfour Declaration genannt wird. Woraufhin die Engländer gegenüber dem Völkerbund argumentierten: „Wir haben hier eine Aufgabe, deswegen müsst ihr uns Palästina zusprechen.“
Noll: Das heißt, die Engländer begründeten ihr Interesse an diesem Gebiet mit der Balfour-Deklaration?
Haetzni: Damals haben sich alle großen Nationen, Frankreich, Italien, Amerika, Australien, für den Wiederaufbau des jüdischen Staates eingesetzt. Es war ein Ideal der Staatsmänner dieser Zeit. Eine historische Sternstunde. Diese Nationen sahen plötzlich ein, dass man den Juden Gerechtigkeit widerfahren lassen sollte. Das war der Hintergrund des Palästina-Mandats. Im Jahre 1922 wurde dieses Mandat verkündet, als eine Vollmacht des Völkerbundes an Großbritannien. Und der Wortlaut sagt alles. Zunächst wird festgestellt: Das Mandat ist keine Kolonie. England verwaltet es nur, treuhänderisch, unter Aufsicht eines besonderen Aufsichtsrats im Rahmen des Völkerbunds. Und wer ist das Mündel? Zu wessen Gunsten wird treuhänderisch verwaltet? Auch das legt das Dokument fest: „for the Jewish people“, „zu Gunsten des jüdischen Volkes.
Zur selben Zeit wurde England auch Mandator über den Irak, die Franzosen über Syrien und Libanon. Was steht in diesen Mandaten? Im Mandat für den Irak steht, dass England das Land vorzubereiten hat für die irakische Selbstbestimmung. Also die Aufgabe der Engländer im Irak war, am Ende im Irak einen souveränen Staat für die dort lebenden Völker zu errichten. Und wer war – analog – der „Beneficiary“, der Begünstigte, Berechtigte des Mandats über Palästina? Für wen wurde es eingerichtet? Da steht es, schon im zweiten Absatz der Präambel: „the Jewish people“, das jüdische Volk.
Der Mandator, die Engländer, werden beauftragt, die Balfour-Deklaration zu implementieren, die dort zitiert ist. Hören Sie, was dort steht: „Zu errichten in Palästina eine nationale Heimstätte für das jüdische Volk“. Und dann kommt die Bedingung: „dass die zivilen und religiösen Rechte der anderen Gemeinden nicht beeinträchtigt werden.“ In anderen Worten: die anderen Bewohner des Gebiets werden „Gemeinden“ genannt, im englischen Original „communuties“. Das einzige „Volk“, das im Mandat erwähnt wird, ist das jüdische Volk.
Weiter, Artikel zwei:
„The Mandatory shall be responsible for placing the country under such political, administrative and economic conditions as will secure the establishment of the Jewish national home.“ Das heißt, die Engländer werden verpflichtet, Bedingungen zu schaffen, die das einzige hier erwähnte Volk, die Juden, ermutigt, sich auf dem Gebiet eine „nationale Heimstätte zu schaffen. Wie soll das konkret geschehen? Hier ist es genau erklärt, Artikel sechs: „The Administration of Palestine (...) shall facilitate Jewish immigration under suitable conditions and shall encourage, in co-operation with the Jewish agency, close settlement by Jews on the land, including State lands and waste lands not required for public purposes.“ Also Alijah, jüdische Einwanderung, jüdische Besiedlung. Sogar „close settlement“, dichte Besiedlung, ein dichtes Netz von jüdischen Siedlungen.
Noll: Also wurde vom Völkerbund festgelegt, dass “settlement by Jews“ auf „state land“ legal ist, erwünscht ist.
Haetzni: Ja. Und das ist nicht alles. Jetzt stellt sich die Frage, womit wurde diese Berechtigung zum Siedeln begründet. Damals zählten die Araber in diesem Land ungefähr eine halbe Million, die Juden ungefähr 80.000, die Araber waren eine klare Mehrheit. Da mussten die High Contracting Parties, die Staaten des Völkerbunds, erklären, warum die vom Völkerbund festgelegten Ansprüche der Juden berechtigt waren. Auch das steht in der Präambel. Gleich nachdem die Balfour-Deklaration zitiert wurde, kommt noch ein Paragraph, der lautet so: „Whereas recognition has thereby been given to the historical connection of the Jewish people with Palestine and to the grounds for reconstituting their national home in that country.“
Mit anderen Worten: die Mandats-Erklärung impliziert die völkerrechtliche Anerkennung, erstens: dass es ein jüdisches Volk gibt – was ja nicht alle so sehen, auch manche Juden nicht – und zweitens: dass dieses Volk eine „historical connection“, eine historische Verbindung mit diesem Land hat, und folglich berechtigt ist, es wiederaufzubauen und hier zu leben, wie schon in der Vergangenheit.
Was bedeutet das für die Legitimation der Siedler? Ich sage z.B., wenn die israelische Regierung mich daran hindern will, hier zu leben oder zu bauen, dann muss ich mich darauf besinnen, dass ich hier bin in einer doppelten Identität: einmal bin ich israelischer Staatsbürger, ich habe die israelische Staatsbürgerschaft, war bei der Armee, zahle Steuern, doch zum anderen gehöre ich zum jüdischen Volk. Und habe direkte Rechte an diesem Gebiet als Mitglied des jüdischen Volkes. Weil der Völkerbund die Rechte nicht dem jüdischen Staat gegeben hat, den es damals noch gar nicht gab, sondern dem jüdischen Volk.
Solange der jüdische Staat aktiv ist im Namen des jüdischen Volkes, ist alles in Ordnung. Der Staat hat hier, was das römische Recht als negotiorum gestio bezeichnet, eine „Geschäftsführung ohne Auftrag“. Und so lange die israelische Regierung sich in diesem Sinne verhält, als Treuhänder für das jüdische Volk – kein Problem. Aber wenn die israelische Regierung für Interessen des Staates Israels – sagen wir: Interessen von Tel Aviv -, die Stadt Hebron aufgeben will, dann werde ich dagegen kämpfen im Namen des jüdischen Volkes.
Noll: Nun kommt zwangsläufig die Frage auf, ob das Mandat des Völkerbunds heute noch gültiges Völkerrecht ist.
Haetzni: Da war zunächst ein verwirrender Zwischenfall: die Abtrennung Jordaniens vom Mandatsgebiet auf Ersuchen der britischen Regierung. Schon wenige Monate später. Die Briten wollten ihren Alliierten Abdallah versorgen, den die Saudis aus seinem angestammten Reich vertrieben hatten. Dazu gaben sie ihm drei Viertel des Mandats-Gebiets. Es blieb weiter britisches Mandat, aber die das jüdische Volk betreffenden Paragraphen – jüdische Einwanderung, massive jüdische Besiedlung, die gesamte Präambel wurde in Bezug auf den östlichen Teil des Gebiets „zeitweilig“ außer Kraft gesetzt. Die englische Bitte war: „zeitweilig“. Im englischen Original „to postpone or to withhold application of such provisions of this mandate as he may consider inapplicable to the existing local conditions“. Der Völkerbund gab dem Ersuchen statt, Ostpalästina wurde abgetrennt...
Noll: „Postpone“ heißt „aufschieben“. Das ist keine endgültige Aberkennung der vom Mandat erklärten Rechte. Man sagt im Deutschen: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“
Haetzni: Die hashemitische Familie drängte, dem älteren Bruder Faisal wurde Damaskus versprochen, um einen arabischen Staat zu errichten. Das war ein Traum – es gab keinen einzigen arabischen Staat. Verstehen Sie. Es gab vor neunzig Jahren noch keinen einzigen arabischen Staat. Doch in San Remo traten die Engländer Damaskus an Frankreich ab. Faisal war König nur für zwei, drei Jahre, dann kamen die Franzosen, er wurde verjagt, die Franzosen übernahmen Damaskus. Und die Engländer sagten, ok, wenn du nicht König von Damaskus bist, machen wir dich zum König von Bagdad. Der zweite Sohn war Abdallah. Und Abdallah fragte die Engländer, als Faisal versorgt war: 'Was bekomme ich?' Churchill war damals Minister für die Kolonien, er kam her und sofort gab es arabische Unruhen im Jahre 1919, 1920 – alles wie heute! Brandstiftung, Mord und Krawalle – nichts hat sich geändert. Auch den Reflex gab es schon wie heute, die Juden dafür verantwortlich zu machen.
Und noch etwas spielte den Engländern in die Hände: Es kamen nicht so viele Juden, wie man gedacht hatte. Nicht, weil nicht Hunderttausende gern hergekommen wären. Der Grund war: Es gab nicht genug Geld. Die jüdischen Magnaten waren zögerlich mit der Finanzierung... Wozu brauchten die Juden dann soviel Land? So bekam Abdallah Transjordanien. So wurde das heutige Jordanien geschaffen. Ein Gebiet, einfach abgezweigt von der „nationalen Heimstätte der Juden“. Alles andere, auch Judäa und Samaria, blieb unter dem Mandat, also Siedlungsgebiet des jüdischen Volkes.

Noll: Hat es jemals eine UNO-Resolution gegeben, welche die elementaren Aussagen des Völkerbundsmandats, die „Heimstätte der Juden“ betreffend, zurückgenommen oder verändert hat?
Haetzni: Nein. Im Gegenteil. Das Mandat hat das Gebiet, welches dann Königreich Jordanien wurde, verloren. Weil das Mandat dort erlischt, wo eine souveräne Macht errichtet wird. 1947 kam der UN-Teilungsbeschluss und die Staatsgründung Israels. Und damit erlosch das Mandat auch auf dem Gebiet, welches Israel wurde. Da gibt es jetzt einen Souverän. Es blieben Judäa und Samaria, Ostjerusalem und der Gaza-Streifen, Gebiete, die bis heute keine neue Souveränität erlangten. Bis zum Jahre 1948 waren sie, völkerrechtlich gesehen, überhaupt noch britisches Mandat, obwohl der Völkerbund schon nicht mehr bestand. Und dieses Gebiet blieb ohne Denomination in Bezug auf Souveränität.
Das war den Verfassern der Charta der Vereinten Nationen bewusst und es gab 1947 in San Francisco Verhandlungen darüber bei der Gründung der Vereinten Nationen. Es wurde eine neue Einrichtung geschaffen, die „Trusteeship“, Treuhand. Nun stellte sich die Frage, was geschieht mit Gebieten, die nicht umgewandelt wurden in Trusteeships und die keine Denomination haben. Diesem Zweck dient der Paragraph 80 der Charta der Vereinten Nationen. Und da heißt es: „In denjenigen früheren Mandatsgebieten, die nicht umgewandelt wurden in Trusteeships, bleiben die Rechte der relevanten Regierungen und Völker aus der Mandatszeit bestehen.“ Das betraf die Gebiete, in denen das Mandat erloschen war und die keinen neuen Souverän hatten. Also Judäa, Samaria, Ostjerusalem, Gaza. In anderen Worten, nichts, was im Namen der Vereinten Nationen erklärt und getan wird, kann die Rechte, die dem jüdischen Volk im Mandat gewährt wurden, umstoßen. Auch nicht das Recht, im gesamten seit der Abtrennung Jordaniens verbliebenen früheren Mandatsgebiet – und dazu gehören Judaä, Samaria, Ostjerusalem – zu siedeln.
In diesem Sinn gab es noch ein grundsätzliches Urteil des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Es ging um die Einführung der Apartheid in einer früheren deutschen Kolonie, die hieß „Deutsch-Südwestafrika“, heute Namibia. Nach dem ersten Weltkrieg wurden den Deutschen alle Kolonien genommen, Südwestafrika ging an Südafrika in Form eines Völkerbund-Mandats, so wie unser Gebiet an die Briten. Und in diesem Mandat stand, dass die südafrikanische Regierung verpflichtet war, die Schwarzen in diesem Mandatsgebiet nicht zu diskriminieren. Nach dem zweiten Weltkrieg führten die Südafrikaner die Apartheid ein, auch in dem früheren Mandatsgebiet, dagegen wurde geklagt, und dieser Fall kam vor den Gerichtshof in Den Haag. Und dort gab man der südafrikanischen Regierung Unrecht, obwohl das Mandat nicht mehr bestand und der Völkerbund aufgelöst war. Aber die Mandate, alle Mandate, gelten als – wie sie in San Remo genannt wurden – „a sacred trust of civilization“, eine „heilige Treuhandschaft der Zivilisation“. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag berief sich daher auf das de facto nicht mehr bestehende Völkerbundmandat und erklärte in der Urteilsbegründung: Das Gefäß dieser Definition, der Völkerbund, ist aufgelöst, aber der Inhalt bleibt bestehen. Der Inhalt des Mandates! In anderen Worten, wem zugunsten es gegeben wurde und warum. Solange keine neue Trusteeship kommt oder keine neue staatliche Souveränität, bleibt der Inhalt völkerrechtlich verbindlich: das im Mandat erklärte jüdische Siedlungsgebiet, auch Judäa und Samaria, bleibt Siedlungsgebiet.
Deswegen bin ich hierher gegangen! Deswegen sagt der frühere Richter am Obersten Gericht, Edmund Levy, in seinem Bericht an die Regierung über die völkerrechtlichen Aspekte des Siedlungsbaus: Der Souverän, der „beneficiary“, der Berechtigte, ist nach wie vor das jüdische Volk. Auf Grund des Völkerrechts. Weil wir das einzige im Mandat erwähnte Rechte empfangende Volk sind. Und seither – völkerrechtlich gesehen – nichts geschehen ist, was es außer Kraft setzt. Sogar dann nicht, wenn man der Empfehlung der UN-Versammlung vom 29. November 1947, dem sogenannten Teilungsplan, Gewicht beimisst, denn dort wird verlangt, dass in beiden Staaten eine Minderheit des jeweils anderen leben kann. Doch da haben die Araber ohnehin nicht zugestimmt. Also es gab einen Antrag und keine Annahme.
Noll: Das heißt, der Teilungsbeschluss ist sozusagen nicht de facto umgesetzt, nicht durch Umsetzung Recht geworden?
Haetzni: Nein. Er ist, rechtlich gesehen, nie in Kraft getreten. Wir haben das Land bekommen nach einem blutigen Krieg, wo 1% der jüdischen Bevölkerung getötet wurde, 6.500 Tote. Als wenn heute, Gott behüte, 65.000 getötet würden. Stellen Sie sich das vor! Weil die Araber den Teilungsplan bis heute nicht angenommen haben. Natürlich hat ein solcher nicht implementierter Beschluss dann auch keine Gültigkeit. Mit anderen Worten: Keine internationale Verfügung hat bis heute die Gültigkeit des Mandats außer Kraft gesetzt. Und das Mandat gibt uns die Rechte, hier zu siedeln. Und sogar – gesetzt den Fall –, dass es die israelische Regierung nicht will, tun wir das selbst. Als Juden. Als Berechtigte. Deswegen sind wir hier.



Lyrikheute sagt danke, Sabine Kahane und Chaim Noll.  


Chaim Noll bei Lyrikheute:
Die Webseite von Chaim Noll
Die Bücher von Chaim Noll im Verbrecher Verlag
Die Zeichnung "Machpela" dieses Posts: Sabine Kahane


BULGARIEN - DAS BIN ICH

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Das Dörflein/Kleine Kirche
Warum habe ich selten Lust auf jene Literatur, die zum Beispiel im DLF, im "Büchermarkt" besprochen wird? Weil ich nicht zum Kryptologen geboren wurde. Ich habe einfach keine Lust, auf der Suche nach ihrer verborgenen Botschaft Texte zu entschlüsseln. Diese sadistischen Praktiken von Deutschlehrern, Literaturkritikern und Germanisten sind mir ein Horror. Spätestens seit ich selbst den Sinn von "Biedermann und Brandstifter" politisch korrekt in einem Abituraufsatz wiedergeben musste. Ich mag dagegen Geschichten, die mir unmittelbaren Zugang zu einer mir unbekannten Erlebniswelt vermitteln. Diese zum Beispiel - mit Bildern der Autorin. G.S.

Bulgarien – das bin ich… wenn ich in Deutschland bin
Von Paraskeva Nikoltscheva-Mau

„He, Sie... Sie... ausländische Tussi, was bilden Sie sich eigentlich ein, he?“

Die Gesichtszüge der obdachlosen Frau verrieten, dass sie einmal eine echte Schönheit gewesen sein musste, die weitaus bessere Zeiten gesehen hatte. Sie saß auf einer Bank im Park und sonnte sich mit geschlossenen Augen. Ihre beiden Hände hielten die Griffe unzähliger Plastiktüten umklammert, in denen ihr ganzes Hab und Gut verstaut war. Ich hatte sie in ihrem sorglosen Genuss gestört, und darüber war sie außer sich vor Wut. Die fünf Euro, die ich ihr hatte geben wollen, einfach so, für die Gesundheit unserer Kinder, schienen sie in ihrem Stolz zu verletzen. Der Bettler aus dem Viertel, dem ich früher bei jedem Herkommen fünf D-Mark gegeben hatte, damals als „Gott sei seiner Seele gnädig“ für meinen verstorbenen Vater, der hatte mir vor Freude doch immer überschwänglich die Hand küssen wollen?

Ich lebe nun schon vierzig Jahre in Deutschland, viel länger, als ich zuvor in Bulgarien gelebt habe. Ich habe einen deutschen Ehemann, bin Mutter zweier „deutscher“ Kinder, zahle diverse deutsche Steuern (mit Ausnahme der Kirchensteuer, da ich der bulgarisch-orthodoxen Kirche angehöre) und denke, träume und schreibe auf deutsch (mit Ausnahme dieser Erinnerungen und einiger Geschichten). Doch kaum öffne ich den Mund, erkennt man mich an meinem Akzent und – da haben wir die Bescherung – werde auch in Deutschland für eine „ausländische Tussi“ gehalten.
Der Phoenix
Wer aber bin ich denn nun? Dieser Gedanke lässt mir in letzter Zeit keine Ruhe und ist zum Dauergast meiner schlaflosen Nächte geworden. Eine Bulgarin, die seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, oder eine Deutsche, die vor Urzeiten mal in Bulgarien geboren wurde? Zwei-drei Mal im Jahr besuche ich mein Heimatland; wenn ich aber für längere Zeit dort bin, packt mich eine wilde Sehnsucht nach Deutschland, eine Vorfreude, bald wieder meine Kinder und meinen Mann, Berlin und meine Freunde wiederzusehen. Und was ist nun mit Bulgarien? Bulgarien – das bin ich … wenn ich in Deutschland bin! Ich bin ein winziges Stück eines kleinen Landes auf der Balkanhalbinsel, ...eines Landes, von dem man im Westen nur wenig weiß. Und mein Leben dort, bevor ich mich nur noch mit Deutschland drum herum richtig als Bulgarin fühlte, scheint eine Ewigkeit her zu sein und fast schon nicht mehr wahr... Also werfe ich einen Blick zurück, bevor alles im Dunkel verschwindet.
Der ältere Bruder meiner Mutter, Valtscho, den wir Onkel Vuk nannten, war mit einer Französin verheiratet und lebte in Paris. Die Tochter einer mit ihnen befreundeten Familie kam im Sommer 1970 an den Goldstrand, um Land und Leute kennen zu lernen. Zu dieser Zeit, ich war Studentin, sollte ich mich um sie kümmern, ihr dies und das zeigen – ein bisschen mehr als das, was der Durchschnittstourist im Lande sieht – und ganz nebenbei mein Französisch aufpolieren. Zu diesem Zweck meinerseits nach Frankreich zu fahren, davon konnte überhaupt keine Rede sein. Zum einen wegen des bitteren Geldmangels meiner Familie, zum anderen (und das war der entscheidende Grund), weil es damals so gut wie ausgeschlossen war, bei den Behörden eine Ausreiseerlaubnis für ein kapitalistisches Land zu bekommen. Im Hotel war auch ein junger Deutscher aus Berlin abgestiegen, mit dem mich die flirtgeübte Französin bekannt gemacht hatte. Beide frei und locker, als ob ihnen die Welt gehörte, ich mit den Komplexen einer bulgarischen Landpomeranze.
Wir Nachkriegskinder hatten keinerlei Möglichkeiten des Vergleichs mehr, wie noch die Generation unserer Eltern. Eben darum konnten wir nur ungläubig feixen, wenn sie in nostalgische Schwärmereien über die Vorkriegszeit verfielen und unser Bulgarien „die Schweiz des Balkans“ nannten, dessen gleichnamiger Gebirgszug sich ausschließlich durch unser Land hinziehe, oder wenn sie Vergleiche mit Griechenland, Portugal oder anderen zur damaligen Zeit weniger entwickelten Ländern anstellten. Und das war ja auch ganz einleuchtend, denn waren wir Bulgaren nicht so arbeitsam, ordentlich und diszipliniert, dass der große Bismarck uns einst „die Preußen des Balkans“ genannt hatte? Da wir aber auch der offiziellen Presse mit ihrer Propaganda nicht glaubten, foppten wir unsere Eltern, wenn sie wieder mal mit der „Schweiz des Balkans“ anfingen, dass die einzige Ähnlichkeit Bulgariens mit der Schweiz die Löcher in den Straßen seien, die in der Tat an die Löcher im Schweizer Käse erinnerten.
Die staatliche Propaganda war damals sehr besorgt darum, unsere Gehirne immer schön rein zu waschen. Sie scheute keine Mittel und Wege, selbst auf die Gefahr hin, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, uns den Mythos vom faulenden, doch dabei verführerisch duftenden Kapitalismus einzubläuen. Das hinderte die da ganz oben, die uns dieses Märchen pausenlos eintrichterten, aber keineswegs daran, sich selbst per Sonderversorgung westliche Luxusgüter kommen zu lassen und in und außerhalb Bulgariens in Saus und Braus zu leben. Man munkelte, dass Vladimir und Ljudmila, die Kinder des starken Mannes Todor Schivkov, mal eben so auf einen Sprung zum Kaffeetrinken oder für einen Friseurbesuch nach Paris oder Wien flogen. Die Kinder der allerhöchsten Parteikader konnten in London, Paris oder New York studieren, Orte, die sie den Bruderstädten Moskau oder Leningrad entschieden vorzogen; mit letzteren mussten sich die Kinder der „guten Kommunisten“ der unteren Etagen begnügen. Wir aber durften noch nicht mal nach Busmanzi vor den Toren von Sofia reisen. In der staatlichen Presse wurden wir auch ständig mit Berichten über die furchtbaren Verbrechen traktiert, die im „wilden Westen“ an der Tagesordnung waren, damit unsere Aufmerksamkeit von der Misere des Volkes im eigenen Land abgelenkt wurde. Nach der Ermordung des berühmten italienischen Filmemachers Pier Paolo Pasolini meldeten die Zeitungen, er sei das Opfer von Neofaschisten geworden. Auf den Seiten der jugoslawischen Zeitung Borba aber, die in den Auslagen einiger Kioske im Stadtzentrum von Sofia zu finden war, konnten wir lesen, dass er Opfer einem jungen Homosexuellen  geworden sei. Gut, dass unsere Eltern uns von Kindesbeinen an gelehrt hatten, zwischen den Zeilen zu lesen. Die meisten Bulgaren hatten noch nicht mal einen Onkel in Paris, der aus erster Hand etwas über Alltag und Leben der Franzosen, über Frankreich, na, eben über ein westliches Land erzählen konnte, das die haarsträubenden Propagandalügen unserer  Presseoffiziere von der Staatsicherheit richtig stellen konnte.
Sonnenaufgang in Thasos
Man muss in einem solchen sozialistischen System wie dem unseren gelebt und dessen „Segnungen“ am eigenen Leibe erfahren haben, um zu wissen, wovon ich rede. Eines Tages, er war nach sechs Jahren Haft (wegen antikommunistischer Umtriebe) gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, bekam mein Vater, der sonst so sanft und liebevoll war, einen regelrechten Panik-Wutanfall und versetzte mir einen derartigen Tritt in den Hintern, dass ich nicht wusste, wie mir geschah. Den Grund dafür hatte ich ihm geliefert, als ich vor dem offenen, bis zum Boden reichenden Balkonfenster in meinem Zimmer lag und zwei Polizisten von der Volksmiliz auspfiff.
Unter den Fenstern unserer Wohnung gab es oft lautstarke Wortgefechte, ja, sogar Prügeleien unter Menschen, die sich um ein Taxi stritten. Dieses Mal aber waren die Prügelnden eben Volkspolizisten: Vor den Augen seiner entsetzten Frau, die ein kleines Kind an sich presste, schlugen sie einen jungen Mann grün und blau, und zwar nur deswegen, weil er es gewagt hatte, diese Organe der staatlichen Macht mit Worten darauf hinzuweisen, dass er vor ihnen an der Reihe war. Die Stimme der jungen Frau, mit der sie die Uniformierten bat, doch aufzuhören, war eher ein Wimmern als ein Reden.
Dies war kein Einzelfall. Einige Monate zuvor auf der Graf-Ignatiev-Straße, ganz in der Nähe der Stadtbibliothek, hatten zwei betrunkene Milizionäre eines nachts die beiden Söhne meiner Tante Spasija, beide Ingenieure, einfach abgeknallt. In der Zeitung stand, die beiden Erschossenen seien der Spionage überführt worden. Mein Vater – als er den Familiennamen der Toten in der Zeitung las – sagte sofort nachdenklich: „Hoffentlich sind das nicht die beiden Jungs von unserer Spasija.“ Und Dr. Radan Sarafov, Cousin meiner Mutter, ein hervorragender Arzt, dessen Können sich etliche westliche Botschaften bedient hatten, wurde ohne jede Grundlage als Spion zum Tode verurteilt. Aber sein Leichnam wurde nicht seiner Familie übergeben, so dass alle, die ihn kannten, hinter vorgehaltener Hand meinten, dass er wohl in einen sibirischen Gulag gesteckt worden sei.
Ich trug eine unbändige Wut in mir über derart grausame Willkürlichkeiten, denen wir ständig ausgesetzt waren, und was diese Wut bis zum Ersticken steigerte war, dass ich absolut ohnmächtig war, daran etwas zu ändern. Ich wollte ja nicht, dass man auch mich „aus Versehen“ im Suff über den Haufen ballerte. Denn was war für die, die nach uneingeschränkter Macht strebten, schon ein Menschenleben?
Wasserlilien
Ich lag also auf dem Bauch in meinem Zimmer, die Fenstertür weit geöffnet, aber zugezogener Gardine, um mich vor unerwünschten Blicken und Insekten zu schützen. So „gut versteckt“, wie ich glaubte, hatte ich mit den Fingern im Mund laut gepfiffen und geschrien: „Hilfeee! Sie bringen jemanden um, sie bringen...“ Mein unglückseliger Vater, dessen Wille und Stolz von den Kommunisten während seiner zermürbenden Lager- und Gefängnishaft gebrochen worden war, brachte mich auf die Schnelle mit seinen Tritten zu Verstand und fügte hinzu: „He, du Wildfang, du steckst uns noch das Haus in Brand!“
Ausgerechnet mein Vater! Er, der bis zum letzten Atemzug geglaubt hatte, dass die Kommunisten scheitern würden und dieses Scheitern jedes Frühjahr und jeden Herbst vor sich sah wie der verdurstende Wanderer in der Wüste die Fata Morgana; er, der mir vor Jahren befahl, Anton Jugov, Valko Tschervenkov und Todor Schivkov provokante Texte auf offenen Ansichtskarten zu schreiben, die er selbst von verschiedenen Ecken und Enden Bulgariens aus losschickte; er war nun ein gebrochener Mann und hatte Angst um mich, um uns, seine Familie. Drei Jahre später, ich war zwanzig und studierte bereits, verstarb mein Vater inmitten der aufkeimenden Hoffnungen des Jahres 1968. Wenigstens einen Hauch der ersehnten Freiheit hatte er noch verspüren dürfen. Doch die Genossen Parteifunktionäre waren mit den Sesseln der Macht verwachsen und konnten noch weitere zwanzig Jahre ihr Leben und Regieren auf Kredit fortsetzen und die „volkseigene Produktion“ restlos abwirtschaften.
Mit dem Prager Frühling lockerten sich bei uns viele Dinge, vor allem unsere Zungen. Ich erzählte munter die tollsten Witze, vorzugsweise politische. Vor allem direkt vor mündlichen Prüfungen spielte ich den Clown und gab alles zum Besten, was nur irgendwie lustig war, um meines und das Zwerchfell der anderen Prüflinge zu entspannen, bevor es in den Prüfungsraum ging. Meine Kommilitonen schütteten sich aus vor Lachen, auch die, die am nächsten Tag zu ihrem Führungsoffizier bei der bulgarischen Stasi gingen und ihm haarklein von meinem Verbalvandalismus berichteten.
Der drückende Nebel lichtete sich kaum spürbar über dem Land; dennoch erzählte ich niemandem von meiner „Beziehung“ zu einem Ausländer, der auch noch Bürger eines kapitalistischen Staates war. Nur drei meiner vielen Freundinnen hatte ich eingeweiht. Eine von ihnen, mit einem Zirkusartisten verheiratet, der um die ganze Welt gereist war, besaß einen VW Käfer.  Und ich brauchte jemanden, der bereit war, uns mit dem Auto herumzufahren, denn ich hatte für den ersten Besuch meines deutschen Bekannten ein strammes Kulturprogramm organisiert. Zu viert besuchten wir das Rila-Kloster, das jeder Bulgare und Bulgarienbesucher gesehen haben sollte. Diese Freundin nun hatte – schon bevor ich ihr von meiner Bekanntschaft erzählt hatte – in meinem Kaffeesatz einen Mann gesehen, dessen Namen mit „M“ begann, von weit her kam und mich würde heiraten wollen. Damals habe ich so gelacht, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und ihr von Michael erzählte.

Diese Freunde waren offenkundig so besorgt um mein zukünftiges Glück oder meine glückliche Zukunft, dass sie – als mein Gast aus Deutschland nach glücklich beendetem Besuch kaum von der Piste des Flughafens abgehoben hatte – ein „rein zufälliges“ Treffen im Café Moskau auf dem Boulevard Ruski organisierten, bei dem sie mich Boiko, einem ihrer guten Freunde vorstellten. Eine gescheiterte Beziehung hatte ich hinter mir, die Sache mit Michael war noch nicht in trockenen Tüchern; da war es nicht schlecht, als mögliche Alternative die Bekanntschaft eines „galanten, wohl erzogenen und gebildeten Bulgaren“ zu machen, wie meine Freundin mir vorschwärmte, und der vor allem „im Ausland gearbeitet hatte, ein Auto besaß und eine traumhafte Wohnung!“ In diesen Räumlichkeiten bekam ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Spülmaschine zu Gesicht. Ich war zweiundzwanzig Lenze, zwitscherfreudig wie ein Singvogel und trotz meiner gestutzten Flügel neugierig auf Ausflüge in diese geheimnisvolle Landschaft namens
"Landpomeranze"

Leben. Doch dieser Mann hatte bei allen Vorzügen etwas, das mir ganz und gar nicht gefiel: Aus der Höhe seiner fast zwei Meter Körpergröße musterte er unablässig das Geschehen in dem großen Café, so als dürfe nichts seinem Adlerauge entgehen. In seinem luxuriös eingerichteten Appartement im Stadtviertel Mladost wiederum fiel mir unangenehm die sterile Apothekenatmosphäre auf, die den Eindruck erweckte, man befände sich auf einer Wohnmöbelausstellung. Vor diesem Hintergrund wirkten das gefüllte Lamm und das von seiner Mutter selbst geknetete und gebackene Rundbrot künstlich und aufgesetzt wie von einem schlechten Bühnenbildner für ein anderes Stück gemacht und vom Regisseur verwechselt. Den größten Eindruck aber machte mir die Tatsache, dass weder auf dem Klingelschild unten am Eingang noch neben der Wohnungstür der Name des Eigentümers stand. Mein Argwohn steigerte sich noch, als ich ein paar Tage später am Tisch bei meiner Freundin Leta von ihrem Schwager hörte, der beim allmächtigen Innenministerium arbeitete und viel zu redselig war für den Posten, den er bekleidete, von den Dienstwagen der Marke Opel mit privaten Nummernschildern sprach, die Mitarbeitern des Erkennungsdienstes und der Stasi zur Verfügung gestellt wurden und vor allem – von den konspirativen, mit allen Schikanen der Abhörtechnik ausgestatteten Wohnungen, die diese Bürgerüberwachungsdienststellen flächendeckend im ganzen Land eingerichtet hatten.

Der Begriff Datenschutz war zur damaligen Zeit ein Fremdwort in Bulgarien. Gleich am nächsten Tag machte sich meine Mutter zur Bürgerauskunftsstelle („Sofspravki“) auf. Schlicht und bewusst geschmacklos gekleidet – oder eher gesagt verkleidet, mit einem Schal um den Kopf gewickelt, spielte sie die Einfalt vom Lande, machte der Angestellten erst einmal einige nette Komplimente, um ihr dann mit Ach und Weh umständlich zu schildern, sie habe die Adresse eines gewissen Boiko Soundso verloren, der aus demselben Dorf namens Soundso stamme wie sie. Und nun schicke seine Mutter ihm über sie ein Landhuhn und Eingemachtes, das würde alles bald verderben und zu stinken anfangen, und was würden da die lieben Nachbarn sagen, denen könne sie dann doch nicht mehr in die Augen schauen?! Zur Veranschaulichung des Gesagten schwenkte sie unablässig ihre alte und seit Jahren unter dem Gerümpel auf dem Balkon liegenden Tasche, in der wir sonst unseren Familienschmuck versteckt hielten. Den Namen des Dorfes hatte ich übrigens erfahren, indem ich meinen neuen Bekannten naiv fragte: „In welchem Dorf können die Menschen noch so delikate Rundbrote backen?“

Und schau einer an, der seriöse Heiratskandidat war an einer vollkommen anderen Adresse registriert als der in Mladost, an der er den weltläufigen, reüssierten Grandseigneur gespielt hatte. Dem Hauswart, der meiner Mutter wohlgesonnen war, vielleicht weil sie sich eigens für diesen Gang aufgemotzt hatte wie eine „grande Dame“, erzählte sie, sie habe die schlimme Befürchtung, dass der Verlobte ihrer Tochter „ein übler Schürzenjäger sei, der ihre Tochter belüge und mit anderen Frauen rummache“. Er war gern bereit, mal im Hausbuch nachzuschauen, ob ein Herr namens Boiko Soundso als Bewohner der Luxuswohnung ohne Namensschild darin stand, aber – Fehlanzeige! Auch er wisse nicht, wem die Wohnung auf der obersten Etage links gehöre. An der Adresse wiederum, an der Boiko tatsächlich als wohnhaft registriert war, befand sich ein wackliges, abbruchreifes Haus mit mehreren Wohnparteien, in dem er ein Zimmerchen gemietet hatte  mit Gemeinschaftsklo und gemeinsamer Küchenbenutzung. Das sah eher nach „armem Poet“ oder „Bettelstudent“ aus; von dem Luxus und Wohlstand, den er mir vorgetäuscht hatte, keine Spur.

Bei unserer zweiten Verabredung holte er mich mit „seinem“ Auto von zu Hause ab und machte mit mir einen Ausflug ins Vitoscha-Gebirge. Am Aussichtspunkt Kopitoto über Sofia tranken wir Kaffee, spielten Federball und gingen spazieren. Als er mich wieder nach Hause brachte und zum Abschied auf die Wange küsste, fragte er, wann wir uns wiedersähen. Ich antwortete ihm, das wäre unsere letzte Verabredung gewesen. Er war sichtlich enttäuscht und nicht minder überrascht; das war jedenfalls das, was man seinen schauspielerisch vermutlich wohltrainierten Gesichtszügen entnehmen konnte. Bevor er mich noch nach dem Grund fragen konnte, sagte ich ihm schnell, aber klar und deutlich, dass ich wisse, welche „Dienstwagen“ die Volkspolizisten und Mitarbeiter der Stasi mit privaten Nummernschildern zur Verfügung gestellt bekämen, und auch die Sache mit den konspirativen Wohnungen sei mir bekannt. Als Höhepunkt sagte ich ihm die genauen Angaben seiner richtigen Wohnadresse auf, und das schockierte ihn derart, dass er die Beherrschung verlor, blass wurde und die Sprache verlor. Während er sich vor Verlegenheit auf die Lippen biss, steigerte ich mich in meine Tirade hinein und sagte: „Ich habe große Verbindungen nach ganz oben!“ Dabei schaute ich theatralisch zum Himmel. Er kam nicht im Traum darauf, dass ich von Gott sprechen könnte...

Diese kleine Episode hätte sich als fatal für mein ganzes weiteres Leben erweisen können. Nur dank meiner Besonnenheit und meiner von klein auf geübten Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, halfen mir in Verbindung mit meinem Selbsterhaltungstrieb, heile aus diesem Schmierentheater herauszukommen. Mir war klar, dass Boiko – oder wie auch immer er hieß – nicht zu beneiden war. Eine bedauernswerte Kreatur, ein kleines Rädchen im Getriebe der paranoiden Staatsmaschine, mit der wir leben mussten. Der Hintergedanke dieses Molochs war einfach: Es galt, dafür zu sorgen, dass keiner dem anderen über den Weg traute. Der Schriftsteller Stanislav Stratiev brachte dies auf den Punkt: „Zwei Fische braten nebeneinander in der Pfanne, und der eine traut dem anderen nicht...“ Jeder nahm sich vor jedem in Acht. „Divide et impera“, dies war die Maxime der Kommunisten seit der stalinistischen Anfangsjahre. So entstand in den „kommunistischen“ Ländern eine Doppelmoral der Art, dass man zu Hause so und so tat und redete, draußen aber – ganz anders. Darum sind auch diese sozialen Nischen entstanden, in denen man  es sich so gemütlich einrichten konnte. Man tat so, als nehme man teil am Aufbau des allerbesten Gesellschaftssystems überhaupt – des sozialistischen! – und zu Hause, im engsten Freundeskreis oder unter vertrauten Kollegen lebte man ein Doppelleben in einer anderen Welt, und dies war für einige eine gar nicht so schlechte Variante. Heute aber, wo alles vorbei ist, diese Zeiten zu idealisieren, ist einfach hirnrissig. Man kann es doch nicht normal nennen, dass Millionen Menschen unter das Joch des sozialistisch-kommunistischen Terrors gezwungen wurden, dass sie eingesperrt wurden wie Strafgefangene und nicht reisen durften, während zur selben Zeit die hohen Genossen ununterbrochen kreuz und quer durch die ganze Welt reisten, privat oder – noch besser – dienstlich.
© 2012 Paraskeva Nikoltscheva-Mau


Aus dem Bulgarischen von Thomas Frahm, Sofia/Duisburg 2012


Mehr von Paraskeva Nikoltscheva bei Lyrikheute: Der Weihnachtsbaum mit den drei Spitzen

BETREUUNG: Aus dem WÖRTERBUCH DES UNMENSCHEN

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BETREUUNG OHNE STAAT
Nach einem Gemälde von Gustav Rienäcker 1907
WENN SICH ARBEITGEBER-PRÄSIDENT
Peter Schmidt an den Computer setzt und etwas schreibt, kommt meist etwas dabei heraus, das wenig "präsidial" anmutet: Nämlich messerscharfe Analyse, wie man sie in den MSM heute meist vergeblich sucht. Er kann und darf sogar etwas, was gemeinhin "gar nicht" geht: NS-Realitäten vergleichen mit dem, was der entmündigte, "betreute" Bürger heute erlebt. 

BETREUUNG DURCH DIE VOLKSWOHLFAHRT
Anmerkungen zum Zeitgeist, zu Migranten
und der neuen Arbeitsstättenverordnung von Peter Schmidt
Peter Schmid.
Präsident
Deutscher Arbeitgeberverband

Foto: Privat


1957 erschien ein kleines Büchlein mit dem Titel "Aus dem Wörterbuch des Unmenschen". Herausgeber war unter anderem Dolf Sternberger, ein deutscher Journalist aus einer Zeit, zu der man diesem Berufsstand noch mit Respekt begegnen durfte.

Dieses kleine und vielgelesene Büchlein war Antwort auf einen Alptraum, eine gerade erst überwundene Zeit der völligen Entmündigung des Menschen. Dementsprechend wurde es aus einer Idealvorstellung des freien, selbstverantwortlichen Menschen heraus geschrieben - und einer der exponierten Lexikoneinträge war das Wort: "Betreuung".

Betreuung ist die Art von Terror, für die der Betreute auch noch Dank schuldet. "Betreuung" passiviert den Menschen, macht aus einem aktiven, freien, sein Leben in der eigenen Hand habenden Menschen einen passiven Empfänger von Leistungen. Deshalb hat Sternberger dieses Wort mit Recht zur Begutachtung gestellt.

Er schrieb: "Die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) betreute Mutter und Kind, der Reichsnährstand die Bauern, die Arbeitsfront die Arbeiter; die Wirtschaftsgruppen, Wirtschaftsämter, Rüstungsinspektionen und andere Behörden, alle zusammengefaßt im ausdrücklich so benannten ,Betreuungsausschuß', betreuten... die industriellen Betriebe. Ja wahrhaftig: Die Geheime Staatspolizei betreute die Juden..." Und, der Vollständigkeit halber erwähnt, beschrieb Sternberger die "Lagerbetreuung" in den KZs.

Wem all das schon jetzt vertraut vorkommt, liegt richtig. Es hat nur knapp zehn Jahre gebraucht, schon waren die brüllenden Horden der Entmündiger auch wieder auf der Straße. Verkleidet: jetzt in blutigem rot statt in erdigem braun. Und die Gesellschaft veränderte sich unter dem Druck der Straße und dem Aufmarsch durch die Institutionen.

Die Parteien wuchsen von nun an zusammen zur großen Betreuungs-Einheits-Front. Organisationen zur Betreuung schossen aus dem Boden wie Unkraut oder wurden einfach übernommen wie beispielsweise die Handelskammern. Sie alle einzeln aufzuführen würde Seiten brauchen und doch immer unvollständig bleiben, aber jede von ihnen hat einen Teil des "Volkskörpers" und des staatlichen Haushalts fest im Betreuungswürgegriff. Wie durch ein Wunder werden immer neue Fürsorgeempfänger identifiziert und - ein noch größeres Wunder - auch immer neue Haushaltsmittel.

Inzwischen ist in diesem Land so ziemlich alles betreut, was betreut werden kann. Alle sind in den Passivmodus geschaltet, derer man habhaft werden konnte: Arbeitnehmer, Frauen, Behinderte, Schwule, Migranten, Veganer – um willkürlich ein paar Textbausteine herauszugreifen aus dem Vokabular der links-ökologischen Volkswohlfahrt. Substantive können natürlich beliebig mit Adjektiven angereicht werden: arme Arbeitnehmer, lesbische Frauen, schwule Migranten (aber nur, wenn Sie nicht dem Islam angehören, hier setzt die Volkswohlfahrt andere Maßstäbe, ähnliches siehe bei Frauenbefreiung). Einmal Spaß an der Sache gefunden, kann man endlos tiefer gehen: arme, schwule, weibliche, vegane Arbeitnehmer – der Phantasie sind einfach keine Grenzen mehr gesetzt. Und merke: je mehr Adjektive, je betreuungsbedürftiger. Und desto mehr "Staatsknete".

Neben den Vollstreckern der Wohltaten, der Volkswohlfahrt, den Gewerkschaften bis hin zur IHK, von Umweltministerium bis Familienministerium, hat sich eine geschwürartig ausgeuferte, unüberschaubare und keiner Kontrolle mehr unterworfene Landschaft von "Enthemmungsbeschleunigern" entwickelt: verdunkelnd NGOs genannt, die wie Parasiten auf den Vollstreckern sitzen. Das Wort "Parasit" kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet "gemästet".

Umgekehrt sind die Betreuungsorganisationen – biologisch ausgedrückt – der "Wirt". Und als Wirt bezeichnet man in der Biologie einen Organismus, der einen als Gast bezeichneten, artfremden Organismus mit Ressourcen versorgt, klarer ausgedrückt: mästet.

Was hier zum Wohl von Wirt und Parasit so wunderbar funktioniert - einer mästet den anderen -, erklärt auch beiläufig die keine Kompromisse kennende Liebe beider Seiten zu Bio. Das wäre dann aber ein anderes Thema.

Will man Täter ermitteln, suche man zunächst nach den Motiven. Jeder Krimileser weiß es. Den Motiven einer Schandtat liegen meist Liebe oder Geld zu Grunde. In unserem Fall ist es ganz eindeutig Geld, denn es geht um Summen, die jede Vorstellungskraft sprengen. Wer also seit langem vergebens nach Gründen für etwas sucht, was allem gesunden Menschenverstand widerspricht, und sich mit der Diagnose "durchgeknallt" beholfen hat, muss sich trotzdem nicht zwingend korrigieren. Mehrfach-Motive sind immer möglich.

Auch Migranten sind letztlich nur ein Geschäftsfeld für die Armuts- und Betreuungsindustrie.

Der Migrant ist eine unerschöpfliche "cash cow" für die beängstigend mächtige Betreuungsindustrie geworden, ein Glücksfall der Geschichte sozusagen - Wirt und Parasit machen sich die Taschen in berauschender Weise voll. Unvorstellbare Summen gehen über den Tisch, ungezählte Betreuer müssen den Betreuten zur Seite gestellt werden. Wer die Migranten aus der Betreuung befreien will, ihnen Würde und Selbstverantwortung mit allen Rechten und Pflichten des mündigen Bürgers zurückgeben möchte, der hat die Rechnung im wahrsten Sinne ohne "den Wirt" gemacht: Die erbarmungslose Lobby des Betreuungs-Komplexes, deren Moralkeulen zu furchtbaren Waffen geworden sind. Und wenn alles nicht hilft, marschiert schnell die rote SA, Antifa in der Selbstbezeichnung, deren Schläger in den seltensten Fällen ihr Leben aus Erwerbsarbeit bestreiten - betreute Kampfhunde sozusagen.

Ach ja, da war noch die neue Arbeitsstättenverordnung aus dem Hause von Frau Nahles. Sie selbst hat ungefähr elf Jahre zum Wohle dieses Landes studiert und sich dabei Fach- und Sachkenntnis aneignen können, die sie schon oft zum Wohle ihres Klientels anwenden durfte.

Es geht um eine Verordnung, die für unzählige kleine Mittelständler bürokratische und finanzielle Hürden auf- und ausbaut, für die es in einer freien Marktwirtschaft keine Rechtfertigung gäbe. Auch der Hinweis, dass der BDA an der Gesetzesgrundlage mitgearbeitet hat und dies sogar in weiten Teilen, spricht bestenfalls dafür, dass der BDA – aus den Höhen multinationaler Konzerne kommend – von den Arbeitsabläufen und den Tagesnöten des Mittelstandes Lichtjahre entfernt ist und im Zweifel die Kuschelnähe zu den Betreuern sucht. Oben, im gleissenden Lichtkegel der Macht, hat schon mancher die Orientierung verloren.

Daraus würde sich auch erklären, warum große Teile der deutschen Unternehmerschaft ohne jede strategische Weitsicht in jedem Subventionstrog mit dem Rührlöffel klappernd und die freie Marktwirtschaft geringschätzend eine Energiewende mitträgt, die keinerlei Bezug zu Physik und Betriebswirtschaft hat, die Abwanderung von vielen Forschungsobjekten als gelangweilte Zuschauer beobachtet und den Ersatz von Wissenschaft durch Esoterik mit gelangweiltem Zucken der Schulter begleitet.

Und sich in einem tausendfädrigen Spinnennetz aus Subventionstöpfen zu weiten Teilen der Betreuung ergeben hat.

"Auch Unternehmer, Selbständige und Bildungsbürger sind nicht oder viel zu wenig mit den Wesenskernen von Freiheit, Marktwirtschaft und Liberalismus vertraut, um sie wirksam verteidigen zu können."

So klar und deutlich hat es schon Roland Baader, der große Freiheitsautor, gesehen. Und so klar und deutlich folgt daraus, dass es für den Deutscher Arbeitgeber Verband und sein Eintreten für eine freie Marktwirtschaft und für Subsidiarität keine Alternative gibt. Zumindest nicht für den Teil der Unternehmer, die dies noch mit Rückgrat oder Zivilcourage vertreten.

Ein Leserbriefschreiber hat in der FAZ diese völlige Umnachtung der Entscheider in ein herrliches Bild gebracht:

Zunehmend fühlt man sich mit unserer Regierung und deren Propaganda-Medien wie in einem surrealen, kafkaesken Albtraum, in dem man als Passagier einem völlig durchgeknallten Kapitän zusehen muss, wie er auf hoher See und unter dem Jubel der Mannschaft Löcher in die Bordwand bohren lässt, damit sich das Wasser nicht so ausgeschlossen fühlt. Auf den Hinweis einiger Passagiere, dass das Schiff dann zwangsläufig sinke, wird geantwortet, dass dies in keiner Weise erwiesen sei, und im Gegenteil sogar wissenschaftlich eindeutig geklärt sei, dass der Mensch Wasser dringend zum Leben brauche. Es wird diesen Passagieren unterstellt, dass sie wohl fanatische Wasserhasser sein müssten, die aus Dummheit wirren Verschwörungstheorien folgten, und sich aufgrund ihres fanatischen Wasserhasses wohl nicht einmal waschen würden. Während sich das Schiff langsam neigt, werden die Restpassagiere angewiesen, nur ja nicht mit jenen "fanatischen Wasserhassern" zu reden die nur "grundlos" Panik erzeugen wollen.

Der Albtraum könnte enden wie auf der Costa Concordia: Die Passagiere wurden dort durch die Mannschaften von den Rettungsbooten weggestoßen, damit sich die Verantwortlichen als Erste in Sicherheit bringen konnten. 1. Februar 2015.

Mit freundlicher Genehmigung von Peter Schmidt. DANKE!

ALEXANDER FORER. DIE VIER GEDICHTE.

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Frontispiz von "Dichtergrüße" 1905
Ja, ich bin stolz, diese Gedichte von Alexander Forer als erster bei Lyrikheute posten zu können. Es gehört Mut dazu, etwas zu schreiben, was nicht im nach Literaturpreisen schnappenden Mainstream mitfloatet. Und niemand sollte sich täuschen: A.F. weiß ,warum er so und nicht anders schreibt! Ich habe diese vier gereimten Texte atemlos gelesen. 16. 2. 2015 G.S

Du


Eines Abends, die Sonne vereint sich mit der Erde,
Und übers Firmament erstrahlt das schönste Rot,
Bote von Frieden, Vergessen, von Leben und Tod,
Da weiß ich, dass ich mit dir glücklich werde.

Um mich herum ist ein Nebel aus Farben und Lichterglanz
So rasant sind deine Bewegungen, so anmutig dein Tanz.
Ich will nur dich, nur dich, und gar nichts sonst mehr
Und alles, was sie mir anderes bieten,
Alles, was sie einst hatten und was sie einst liebten
Ja, alles andere betrifft mich nicht mehr.

Kein Gott vermag deinen Körper zu formen
Dessen Seele hier ihre unendlichen Bahnen zieht.
Und meine lächelnden Lippen, wollen die Worte formen,
Die fordern, dass alle Ahnung nun wirklich geschieht:

„Komm in meine Arme, um die Welt will ich dich tragen,
Denn du bist das Glück und sei es mein Ende.“
Und ich höre mich fragen und ich sehe dich sagen:
„Ich gebe mein Leben in deine Hände.“


(zu) bleiben

Ich gehe durch einen Gang, der ist nicht eng, dafür ist er lang.
Ich gehe an wenigen Menschen vorbei,
Keiner beachtet mich, ihre Gesichter schauen mich nicht an,
Und ich kenne keinen von ihnen.

Ich gehe an einer alten Frau vorbei,
Die schiebt einen Rollator vor sich her,
Sie keucht und stöhnt und atmet schwer.

Ich gehe an einem jungen Mann vorbei,
Der hat beide Hände in den Taschen,
Der trägt eine Tüte mit Zigaretten und eine mit Flaschen.

Ich laufe durch einen Gang, der ist nicht eng, dafür ist er lang.
Ich laufe an mehreren Menschen vorbei,
Nur wenige beachten mich, ihre Gesichter schauen mich kaum an,
Und ich kenne fast keinen von ihnen.

Ich laufe an zwei kleinen Mädchen vorbei,
Die sind wohl Zwillinge und gehen Hand in Hand,
Am Hals glänzt ein Kettchen und im Haar ein silbernes Band.

Ich laufe an einem großen Kerl vorbei,
Der hat seine Arme um sich geschlungen und hält sich verdeckt,
Und wenn man ihn anschaut, dann schaut er verschreckt.

Ich renne durch einen Gang, der ist nicht eng, dafür ist er lang.
Ich renne an vielen Menschen vorbei,
Die meisten beachten mich, ihre Gesichter schauen mich direkt an,
Und ich kenne die meisten von ihnen.

Ich renne an einer mageren Schwarzen vorbei,
Ihre Adern stehen hervor wie die Federn ab von einer Narrenkappe,
Und ihre Haut ist tot, wird langsam grau und bröselt wie Pappe.

Ich renne an einem schneeweißen Säugling vorbei,
Der kreischt und schreit und fängt an zu weinen,
Und seine Decke fängt Feuer, so wild zappelt er mit den Beinen.

Ich fliege durch einen Gang, der ist nicht eng, dafür ist er lang.
Ich fliege an ganzen Völkerscharen vorbei,
Alle beachten mich, ihre Blicke durchbohren meine Haut,
Und ich kenne jeden von ihnen.

Ich fliege an krüppligen Gnomen vorbei,
Die fletschen einen hässlichen, einzelnen Zahn
Und fassen sich an den Kopf, verschreckt vor dem eigenen Wahn.

Ich fliegen an uralten Greisen vorbei,
Die sabbern und sind runzlig und die Haut voll Kerben
Und sie vegetieren dahin und vermögen doch nicht, zu sterben.

Und am Ende des Ganges, nicht weit, erblicke ich ein verlockendes Licht,
Doch ich wende mich zu ihnen um und sage voller Zuversicht:
„Ich weiß ich könnte gehen, denn die Freiheit ist nah.

Doch ich helfe euch allen, ich bleibe da!“


Ohne Titel


Wenn du durch die Stille starrst und es ist Nacht
Und du hast die lange Nacht mit Freunden zugebracht,
In der langen Nacht lag ein Mädchen dir zu Füßen
Und du weißt ihr werdet euch wiedersehen und irgendwann küssen
- Nun erfüllt dich die Stille der Nacht
Und du denkst alles, was ich wollte, hab ich vollbracht,
Woher willst du wissen, dass du in Wahrheit nicht weit entfernt im Bett liegst und träumst,
Dass du in Wahrheit nicht friedlich im Bett liegst und träumst
Und was du im wahren Leben nicht alles versäumst.

Und wenn du durch die Stille gehst und es ist Nacht
Und du verwünscht alles, was du jemals getan hast, oder gedacht,
Denn am Tag hast du heute einen großen Fehler gemacht
- Nun erfüllt dich die Stille der Nacht
Und du hasst alles, was dir dieser Tag hat gebracht,
Woher willst du wissen, dass nicht irgendwo auf der Welt eine Tonne steht,
Dass nicht irgendwo abgeschieden eine kleine, blaue Tonne steht,
Die ist einsam wie du und spricht ein Gebet.

O wenn du die Stille fühlst und es ist Nacht
Und du sprichst, es ist gut, so wie ich 's gemacht
- Nun ergreift dich die Stille der Nacht
Und du erlebst jeden Traum, den du jemals erdacht,
Dann weißt du, dass irgendwo ein Irrer im Spital sitzt und der schreibt,
Dass irgendwo ein Irrer bei Kerzenschein sitzt und der schreibt:
„Er lebte drei Nächte, nun stirbt er heut.“


Wenn die Blaubeeren an der Hecke reifen

Jede Nacht schau ich aus dem Fenster
jede Nacht
Und gegenüber hinter der Hecke da steht ein altes Haus
dunkel und mächtig auch in der Nacht
Und gegenüber hinterm Kellerfenster des Hauses sehe ich einen Mann
jede Nacht
Und jede Nacht da knipst der eine Neonröhre an in der Dunkelheit
der Nacht
Und er schaut grimmig in die Nacht und brütet Stunde für Stunde
in der Nacht
Und er fasst einen Entschluss wild und unheilvoll
wie die erste Nacht
doch im Wahnsinn der letzten

Und nimmt eine Schaufel die glänzt und spiegelt das Licht der Neonröhre die er 
anknipst jede Nacht
Und er nimmt sie und packt sie fest mit beiden Händen und er schaut finster
wie die Nacht
Und er gräbt ein Loch in die Erde bis der Grund schwarz ist
wie die Nacht
Und dann siehst du durch das Kellerfenster des Hauses gegenüber im
Schein der Neonröhre einen Mann
finster wie die Nacht
Und der vergräbt seine Frau in einem Loch
dunkel und finster
ist die Nacht
jede Nacht
meint man es wäre vorbei
meint man sie wäre tot
meinst du sie wäre tot vergraben und es wäre genug

Doch am Morgen schau ich gefangen vom Wahnsinn
der letzten Nacht
Aus dem Fenster und da seh' ich einen Mann fröhlich pfeifend
wie die Vögel am Morgen
Und der schaut gut gelaunt und fleißig und der nimmt sich eine Schaufel
und die spiegelt das Licht der Morgensonne

Und er nimmt sie und pfeift „Marmorstein und Eisen bricht“ und er rammt sie in den Boden
der warm von der Sonne ist am Morgen
Und er gräbt seine Frau aus einem Loch
warm und frisch
ist der Morgen
jeden Morgen
reifen die Blaubeeren an der Hecke ein bisschen mehr.

KLEINES AfD-MITGLIED WAS NUN?

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Kleines AfD-Mitglied was nun?
JETZT ERST RECHT! AfD!
"Marschall Vorwärts" (Blücher) Gemälde: Fritz Neuhaus.
Oder: Warum die Hoffnung auf ein "alternatives" Parteiprogramm bisher ein frommer Wunsch ist. Aber es sich lohnt zu "kämpfen"!
Eine Polemik von Giselher Suhr

Am Ende waren es nur etwa 10 Stimmen "über den Durst", die jene, auf Bernd Luckes Alleinherrschaft zugeschnittene, neue Satzung in Kraft setzten. Die Strategie der Parteitagsregie erwies sich als erfolgreich. Vor allem stimmten viele Gegner der Satzung mit geballter Faust in der Tasche zu, weil sie einen Wahlerfolg der AfD in Hamburg nicht durch einen Eklat (und möglichen Rücktritt Bernd Luckes) gefährden wollten.

Ihr "einziger Trost": Die Mitglieder hoffen, dass das im November zu verabschiedende Parteiprogramm (anders als der Allein- Vorsitzende) das ganze Spektrum der in der AfD vertretenen Kräfte widerspiegeln würde. Der zukünftige Vorsitzende sei an das Programm gebunden und MÜSSE dann auch Meinungen vertreten, die nicht mit seiner oft affirmativen Anpassung an den politisch korrekten Mainstream übereinstimmen. Aber das, so deutet sich an, wird ein frommer Wunsch bleiben.

Ein "demokratischer Prozess?"

"Auf dem Papier" scheint es, als würde die Erarbeitung des Programms ein demokratischer Prozess sein. Aber längst haben "die da oben" - ob nun im Bundesvorstand oder in den Landesverbänden  - den Programmfindungsprozess fest im Griff. Denn wie soll das Programm "entstehen"? Der Bundesvorstand hat einen "Rahmen" vorgegeben: 9 Themenfelder von "Internationale Verantwortung" bis "Deutschland, Euro und Europa". "Eine Bundesprogrammkommission wird unter Einbeziehung der Mitglieder...das Parteiprogramm entwerfen" heißt es offiziell in den Parteimitteilungen "AfD Kompakt". Aber wie sieht diese Einbeziehung der Mitglieder aus?

Eine Besichtigung in Berlin.

Tatsächlich dürfen sich Mitglieder melden, die "mitmachen" wollen. Aber der Berliner Landesvorstand hat gleich durch drei "Schranken" sichergestellt, dass nichts, aber auch gar nichts, was nicht Vorstandsmeinung ist, durchdringt zur Bundesprogrammkommission der AfD. Dazu dient die "mal eben" beschlossene Geschäftsordnung für die "Landesfachausschüsse". Demnach (§3/2) werden diejenigen, die die Programmarbeit der "Basis" organisieren sollen, die "Facharbeitskreissprecher" vom "Landesvorstand eingesetzt" und der kann sie auch "jederzeit abberufen". Tatsächlich dürfen die Facharbeitskreise sich nach einigen Sitzungen einen "Sprecher" wählen. Aber dieser Wahl kann der Landesvorstand seine "Zustimmung" verweigern, was nicht nur einmal, und wohl jedesmal ohne Begründung gegenüber dem Betroffenen geschah. WAS diese Arbeitskreise unter Vorstandsaufsicht beschließen, hat noch lange nicht die Chance, das Licht der Parteiöffentlichkeit zu erreichen. "Es obliegt....insbesondere dem Landesvorstand...ihre Vorschläge zu prüfen, anzunehmen oder abzulehnen..." (§1/2). 

Aber die totale Kontrolle über die Programminhalte ist mit den Tricks der Geschäftsordnung noch lange nicht am Ende. Schließlich gibt es die regelmäßig tagende Bundesprogrammkommision. Dort sollen Vetreter des Landesfacharbeitskreise die Ergebnisse der Arbeit der Mitglieder "einbringen". Um nichts dem Zufall zu überlassen, bestimmt auch über diese Funktion der Berliner Landesvorstand. Und benennt dafür keineswegs immer den gewählten (und genehmigten) "Sprecher" des Arbeitskreises sondern, wenn es opportun erscheint, einen Außenseiter. "Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser". Irgendwann haben wir das doch schonmal gehört?

Wie koordiniert man 16 x 9 Programmvorschläge?

Schon auf Landesebene löst sich die Vorstellung, die "Basis" bestimme das Programm, in Luft auf. Aber wie wird es auf "Bundesebene" aussehen? Da kommen aus sechzehn Landesverbänden zu jeweils neun Themenfeldern Vorschläge, die "koordiniert" werden müssen. Keine leichte Aufgabe, aber eine Aufgabe auch, die einlädt, die Programmdebatte in die "richtigen Bahnen" zu lenken. Das will ich zunächst einmal nicht unterstellen. Obwohl die "Versuchung" für einen alten Hasen wie Gustav Greve groß sein dürfte.

Wer sind in Zukunft die Mitglieder?

Der letzte Akt soll dann der große Mitglieder-Parteitag im November werden. Aber wer sind die Mitglieder, die dann kommen werden? Schon seit Monaten erfährt man immer wieder von Mitgliedsanträgen, die mehr als zögerlich bearbeitet werden. Niemand führt eine Statistik darüber, wieviele Anträge abgelehnt wurden und warum (wie jetzt auch Götz Kubitschek erfahren musste). Eine Partei trimmt sich selbst auf "Richtung". Denn neben der verständlichen Abgrenzung gegenüber Antragstellern, die ausdrücklich genannte Negativkriterien erfüllen, gibt es jetzt eine salvatorische Klausel, die offensichtlich einen großen Ermessensspielraum für die Ablehnung von Mitgliedsanträgen bietet: "Der Bundesvorstand und die Landesvorstände können allgemeine Regeln für die Mitgliederaufnahme beschließen, die für alle Untergliederungen verbindlich sind (§ 2/2 AfD Bundessatzung v. 31.1.2015).
Niemand soll sich also zu früh freuen, falls es irgendwo in der Parteihierarchie einen politischen Gegner gibt, der seine Mitgliedschaft nicht will. Auch wenn er das vorgeschriebene (Prüfungs)-"Gespräch"überstanden hat und ihm die Mitgliedschaft zugesagt wurde:Denn diese Zusage gilt nur: Wenn"...ein Monat seit Eintragung in die zentrale Mitgliederdatei der Bundespartei verstrichen ist, ohne dass bei der Bundesgeschäftsstelle ein Widerspruch eines höheren Gebietsvorstandes oder seines für die Mitgliederverwaltung zuständigen Vorstandsmitglieds eingegangen ist" (§4/2 Bundessatzung). Auch so kann man sich als Vorstand zukünftige parteiinterne Wahlerfolge sichern.

Die Drohung mit dem §8 reicht schon

Ein Blick auf die Durchgriffsmöglichkeiten der neuen AfD Satzung wäre unvollständig, wenn nicht erwähnt würde, dass auch die "Landesfürsten" (Fürstinnen) und auch jeder Kreis- und Bezirksvorstand auf der Hut sein müssen. Sicher wird dieser Paragraph kaum angewandt werden. Aber es reicht, dass er als (in deutschen Parteisatzungen wohl einmalige) Drohung geschrieben steht: "Verstößt ein Gebietsverband oder Gebietsvorstand schwerwiegend gegen die Grundsätze oder die Ordnung der Partei, sind folgende Ordnungsmaßnahmen gegen nachgeordnete Gebietsverbände möglich: a) Amtsenthebung seines Vorstands b) Auflösung des Gebietsverbands"(§8/1). Ob es "auf ein paar Mitglieder mehr oder weniger" ankommt? Ja! Bei der Abstimmung über die Satzung der AfD zeigte sich: Etwas 10 Stimmen (zehn) können entscheidend sein - bei fast 2000 Teilnehmern.

"Was tun"? 

Was bedeutet die Satzung und die Praxis bei der Programmfindung für die Mitglieder? Nach meiner Meinung ist und bleibt die AfD die einzige Alternative im deutschen Parteienspektrum. Aber jedes Mitglied ist nicht nur aufgefordert dabei zu sein, wenn es gilt Wahlen zu gewinnen. Jedes Mitglied sollte jetzt erst recht dafür kämpfen, dass die AfD seine Partei bleibt. Tolerant gegenüber Andersdenkenden. Intolerant da, wo sich undemokratische Strukturen etablieren wollen.
Diesen Post auch lesen beiDIE FREIE WELT 


HIGH NOON FÜR DIE AfD?

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Der Tag nach dem Showdown
Nach einem Gemälde von Marie Pischon 1902
High Noon für die AfD?
Eine Filmkritik von Giselher Suhr


Nein, ein Gary Cooper war Bernd Lucke nie. Aber sein gewissermaßen heldenmütiger Kampf gegen die gesetzlose Euroretterbande zog viele politisch Wache an. Jene Bürger hierzulande, die sich nicht einschüchtern lassen wollten von Frank Millers Drohgebärden. Übersetzt: scheitert der Euro, scheitert Europa…


So kam dann doch eine stattliche Bürgerwehr zur Bekämpfung der Rechtsbrecher zusammen. Und sie gab sich den Namen “AfD”.


Im Kern besteht diese Truppe aus Männern und Frauen, die ihrem inneren Kompass folgen und nicht einem Trend oder einem aktuellen “Meinungsbild”.


Das ist eine Chance, denn solche Leute weichen vor niemandem zurück. Es ist aber auch ein Risiko: Denn vorschreiben lässt sich von denen so leicht keiner was.


Westernkenner wissen, was sich in solchen Situationen ergibt: Der Streit auf Leben und Tod über die Frage: Wer führt die Truppe an?


Die Handlung des Kampfes, der vor gut zwei Jahren begann, erreicht inzwischen einen ersten dramaturgischen Höhepunkt.  Und die Protagonisten nützen den "dritten Akt" für das Aussprechen großer Worte. Die Weg- und Kampfgefährten von einst haben sich in zwei verfeindeten Lagern wiedergefunden.


Um das “Östliche Lagerfeuer” haben sich zuerst jene versammelt, die sich für die Klügsten und Kräftigsten des Ostens  halten. Das Banner, das ihnen voranwehen soll, symbolisiert einen “Flügel”. Und Verbündete gewinnt man, so ist es seit Urzeiten Brauch,  durch die Beschwörung einer Gefahr (Erfurter Resolution). Ja, so geht das: “Das Projekt »Alternative für Deutschland« ist in Gefahr.” Denn, so die Autoren: “Anstatt... die Alternative zu bieten, die wir versprochen haben, passen wir uns ohne Not mehr und mehr dem etablierten Politikbetrieb an: dem Technokratentum, der Feigheit und dem Verrat an den Interessen unseres Landes. Wir orientieren uns in unserem politischen Handeln ängstlich an dem, was uns Institutionen, Parteien und Medien als Spielraum zuweisen, anstatt selbst den Radius unseres Handelns abzustecken und zu erweitern. Wir zeigen zu oft jenen vorauseilenden Gehorsam, der die Verhältnisse, gegen die wir angetreten sind, nicht verändert, sondern zementiert.”


Der Zuschauer dieses Deutsch-Western in seinem Kinosessel denkt: “Recht haben sie”, diese Ossies.  Man dürfe niemals Feigheit vor dem Feind zeigen. Vorauseilender Gehorsam ist die im Voraus eingestandene Niederlage.
Aber dabei übersieht er: Es geht gar nicht darum, die Truppen für den gemeinsamen Kampf gegen die Gesetzesbrecher zu sammeln, sondern darum, wer das Kommando in dieser Auseinandersetzung bekommt.


Andere, die sich für die Klügsten und Kräftigsten im hohen Norden halten, haben bald darauf ein “Nord Thing” abgehalten. Ihre Antwort eine (Deutschland-Resolution) an Adresse der Kampfgefährten des “Östlichen Lagerfeuers”. Das liest sich schon fast wie die Ausgrabung des Kriegsbeils. Heldenmütig zeigen die Erstunterzeichner auf der einschlägigen Webseite auch ihre prominenten Gesichter.


“Reden wir nicht um den heißen Brei herum: wer die sogenannte Erfurter Resolution unterschreibt, dem passt die Richtung der AfD nicht. Der will eine andere AfD, eine AfD der flachen Parolen und der schrillen Töne. Der will die Partei auf Provokation und Protest verengen. Der schlägt allen Parteimitgliedern ins Gesicht, die derzeit sachlich und konstruktiv an einem Parteiprogramm arbeiten, dessen thematische Breite einer Volkspartei würdig ist.
Wir lassen uns nicht Feigheit und Verrat an den Interessen unseres Landes vorwerfen. Wer solche Vorwürfe erhebt, überschreitet Grenzen und spaltet die Partei.”


Jetzt wird der Zuschauer im Kinosessel unruhig. Geht es ihm doch um den Sieg der Gerechtigkeit, dafür hat er schließlich seine Kinokarte gelöst, und  nicht um Resolutionen.


Er weiß: Die Truppen der Gegner, die keinen Unterschied machen zwischen “Östlichem Lagerfeuer” und “Nord-Thing” sammeln sich längst zur finalen Schlacht.


Er weiß auch: Die Übermacht der Gegner ist erdrückend.


Er weiß: Die “Gerechten” sind eine bunt zusammengewürfelte Truppe. Und er kann und will nicht verstehen, dass deren Strategen, statt diese Vielfalt zu nutzen, ein immer strengeres Musterungsverfahren durchsetzen (und gleich mal Leute wie Ellen Kositza oder Götz Kubitschek für nicht k.v., nicht "kriegsvervendungsfähig" erklären).


Ein echter Westernfan mag nur Filme mit happy end. Und er wird die Hoffnung nicht aufgeben, dass “Östliches Lagerfeuer” und “Nord Thing” sich alsbald an einem “heiligen” Ort treffen (sagen wir zu Füßen der EZB in Frankfurt) und nach Wegen suchen, wie sie ihre Kriegsbeile begraben können.


Die Dramaturgie des Klassikers High Noon gehört Gary Cooper und Grace Kelly! Dieser Kinoerfolg kann nicht Vorbild für die AfD sein. Wie wär's stattdessen mal mit der Parole des “Siegers von Königgrätz” Helmuth Graf von Moltke: “Getrennt marschieren - vereint schlagen!” ?

Diesen Post auch lesen bei FreieWelt.

Kleines Linklexikon - gut zu wissen: NEU: NUDGING als Teil des Paternalismus "N"

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Gut zu wissen...(nach einem Gemälde von F. Andreotti 1897). 
Nudging als Teil des allgegenwärtigen Paternalismus....dem Lieblingsprojekt aller Linken (einschl selbstvertändlich der Willkommensdiktatorin Merkel). Eine gute Zusammenfassung unter "N".

Für alle NAVY-CIS fans ein "must know"!
Out
"This is the end of my transmission to you and no answer is required or expected."
Over
"This is the end of my transmission to you and a response is necessary. Go Ahead: transmit."
Contrary to popular belief, "Over" and "Out" are never used at the same time, since their meanings are mutually exclusive. Therefore, "Over and Out" should never be used together in radio communications:
AMERIKANISCHE MILITÄRFILME und SERIEN besser verstehen ("Pro words" wie "roger" z.B.).
ATOMKRAFT-WEITERDENKER Institut für Festkörper-Kernphysik, Berlin
ATOMMÜLL - Stichwort "Transmutation" Nie war A-Müll so wertvoll wie morgen!
Alternative für Deutschland? (Die Webseite).
ASSE-Die Abfälle - eine ausführliche Bestandsaufnahme.
BIOLÄDEN - alles Genfood oder was?!
BUNDESTAG der KRAKE 6000 Büros 620 Abgeordnete.
CIA das "World Fact Book". Aktuelles Online-Lexikon aller Staaten.
DEUTSCHE SPRACHWELT
DEUTSCHE WORTE IN FREMDSPRACHEN.
EINKOMMENSVERTEILUNG IN "D".
ENERGIEPOLITIK, die bessere 
EURO-RETTUNG - Warum die Kritiker Recht haben
EURO-SCHWINDEL ("Der große") ("Die Story", ARD, sic!) 
EZB - Eine FAZ Lektion ("schwarzer Gürtel" winkt)
FERTIGHÄUSER-der teure Traum
FLEISCHESSER HABEN WENIGER KREBS UND ANDERE KRANKHEITEN 
FRANKREICH Staatspleite als Geschäftsmodell
FREIHEIT IST IMMER...R.LUXENBURG(eine Klarstellung von Hubertus Knabe) !
FAZ - Klaus Dieter Frankenberger 
GEFLÜGELTE WORTE - die Wikiliste
GENDER MAINSTREAMING - IST GESETZ! (Webseite der Bundesregierung)
GENDER MAINSTREAMING (Bettina Röhl)
Generation G Grünpeace-Gender-Gerechtigkeit
GENTECHNIK - Friedensnobelpreis für Gentechnikpionier
GELD - Gedanken ins Nirgendwo
GOLDMAN SACHS Für Verschwörungstheoretiker
GOLD-BESITZ wird (wie 1933 in den USA) strafbar/verboten!
GRENZEN DES WACHSTUMS - Nutzen des Wachstums
GUTMENSCHEN Das Wörterbuch des GM) 
HELIKOPTERGELD (bitte nur für mich)
Eines meiner politischen Lieblingsvideos...sagt ALLES über die I-Bewegung:
IDENTITÄRE BEWEGUNG - Capture the (Europe) Flag VIDEO 
"Islamophobie" will die EU wohl gern als Diskriminierungs-Straftatbestand  ächten. Aber was ist eigentlich "I"? Eine Aufklärung von Oliver Jeges in DIE WELT: 
ISLAMOPHOBIE = AUFKLÄRUNG
DEUTSCHE GESCHICHTE 1850 bis "heute" zum Nachschlagen (DHM)
JAHRTAUSENDFLUTEN IN DEUTSCHLAND
JOURNALISTEN, ihre politische Bindung
KATECHISMUS DER DEUTSCHEN (Heinrich von Kleist)
KEMPER, Andreas (Autor: "Rechte Euro Rebellion").
KIRCHENTAG Heerschau der Betroffenen und Weinerlichen
KLIMAWANDEL aktuell
KREBSGESELLSCHAFT, Deutsche (DKG) Erste fundierte Info für Betroffene und Angehörige
KULTURMARXISMUS
LGBT und QUEER-Baukasten: Abkürzungen  für alle Formen der Sexorientierung
LIBERALISMUS WAS IST DAS? Eine Klarstellung nach der BTW 2013
LIEBE- für ALLE Fälle
MALEDIVEN saufen nicht ab, werden aber wohl zerstört
MATERIALTEST Gutes Diagramm zur 
Entwicklung von ich/du - Beziehungen.
MERKEL, das System "M" - laut FAZ
NAHOST 40 historische- + aktuelle Karten
Naturzerstörung (durch Öko-Strom)
NAZIS - (fast) überall)
NEUSPRECH (die Worthülse = weiblich)
NICHTWÄHLERS STAATSLEHRE
NUDGING als Teil des Paternalismus NEU!
OST-WEST POLARITÄT Eine Laune des 20. Jahrhunderts 
ODERBRUCH, das
PARAGRAPH 173 (StGB) 
Wenn der Paragraph weg ist, "verboten", dürfen Geschwister miteinalder vög..n.
PARTEIENSTIFTUNGEN
500 Millionen Staatsknete für CDUCSUSPDGRÜNELINKE. Warum machen die einen Karriere und andere nicht? Die Stipendiaten der Parteienstiftungen sind bei Bewerbungen für Posten mit politischem Hintergrund (auch im ÖR) quasi "gesetzt". Dahinter verbirgt sich ein politisches Netzwerk mit 3 mal so viel (Staats- =Steuer-) Geld, wie es die Parteien zur Verfügung haben. Ideologische Think Tanks mit Etats von insgesamt mehr, als einer halben Milliarde Euro.
PFLANZENSCHUTZMITTEL 
Wissenschaftler in Irland warnen vor EU-Verbot von Pflanzenschutzmitteln. Das könnte zu Ertragseinbrüchen in Milliardenhöhe führen (wir haben's ja!).
POLITIKER (nach '45) DIE IN DER NSDAP W
PRESSEFREIHEIT Geschichte und Bedeutung Der "Wettermann" Wolfgang Thüne in seiner unnahahmlich überzeugenden leisen Art über den Niedergang der Maßstäbe - am Beispiel der "Klima" - Berichterstattung.
REVOLUTION - wie macht man die?  Der Spiegel wusste es mal
REVOLUTIONSPROFIS (ODBOR u. CANVAS, DER ORF-Film)
RÜCKENSCHMERZEN Ein paar Übungen dagegen (Video).
SCHOKOLADE (die "magische")
SEX-DSCHIHAD "Lebensborn"à la Tunesien/Syrien
SINN macht SINN Ifo-Chef erklärt Euro-Politik
SONNTAGSFRAGE: Siehe "UMFRAGEN"
SOZIALDEMOKRATIE in unseren Köpfen.
STAAT und Freiheit von Reinhard K. Sprenger
STATISTIK (des Monats)
STEUERSUCHT, deutsche (mit weiterführenden Links)
THINK-TANKS Wo vorgedacht wird, was alle denken sollen...
TTIP - EIN SZENARIO (mit Beispielen) 
TREIBHAUSEFFEKT "Den" gibt es nicht!
TWAIN, MARK Eine, "Die" Politstory auf Amerikanisch
UMFRAGEN Wie und warum die Ergebnisse der "Sonntagsfrage" manipuliert werden
UNIVERSITÄT HEUTE Norbert Bolz
VEGGIE DAY Eine Abrechnung: Die Bigotterie der Tierschützer wurde von kaum einem so sehr gepflegt wie von Hitler.
VOGELSTERBEN
WAHLFÄLSCHUNG IN D
WOHLFAHRTSSTAATEN und warum sie untergehen  
WÜSTENBILDUNG (ein Video zeigt wie sie aufgehalten werden kann)
...wird fortgesetz

In Zeiten von FAMOUS GROUSE™ und STILNOX™

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Loveletters
by No-Name-Gunny™

Watching all the girls go by.
Auf der Seufzerbrücke.
Don't tell me why.
For we must find the next whisky bar.


Singing in the rain.
Ein Bild ohne Rahmen?
Nein, lange nicht mehr.

Ein Mädchen wie Du.
Eine Frau, die nur mein Herz kennt.
Die ganze Welt für mich
In diesen Worten
Die Du doch nicht aussprichst.


Under der linden
An der heide, 
Dâ unser zweier bette was, 
Dâ muget ir vinden
Schône beide
Gebrochen bluomen unde gras
Vor dem walde in einem tal,
Tandaradei,
Schône sanc diu nahtegal. 

Unter den Linden durch's nächtliche
Brandenburger Tor:

Et wassen twe Künigeskinner,
De hadden enanner so lef,
De konnen to nanner nich kummen,
Dat Water was vil to bred.

Heute back' ich
Morgen brau' ich
Übermorgen hole ich der Königin Kind.


Se nam in ere blanke Arme
Den Künigsson, o we!
Se sprank mit em in de Wellen:

"O Vader un Moder, ade!"...


Innerlich "weg". Ganz einfach.

There's bullet-holes 
where my compassion used to be
And there is violence in my heart.


(by the way):
du bist mîn ich bin dîn des solt dû gewis sîn
dû bist beslozzen
in mînem herzen
verlorn ist daz slüzzelîn
dû muost immer drinne sîn.



LINKS (VIDEOS):
Watching All the Girls Go By
Don' tell me why. For we must find the next whisky bar,,,
Singing in the Rain (Gene Kelly)
Du bist min..
Violence in my heart..
IKEA?
MEHR IKEA...

Bei manchen Krankheiten gibt es eine
"Let's wait an see!"-Phase.


Wir bleiben zusammen!
Ich muss nichts mehr dazu sagen.

Delete all.
Sagte der Wald.

Home from Home.

Ich bin dann mal nicht und doch da.

LIEBE (Liebe)

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Dioptas/Südwest-Afrika (Namibia) 
TIPP: Auf die kleinen Bilder im Text ein oder 2x klicken und die Kristalle riesig in hoher Auflösung sehen!
Liebe (Liebe)
In Südwest-Afrika und auf der ganzen Welt.
Momories and more by Giselher Suhr

An diesem Abend war er sich ganz sicher, dass er sterben würde. Er spürte sein Herz schlagen wie noch nie. Wie Glockenschläge, die sein Innerstes erschütterten. Aber die Schläge wurden langsamer. Er merkte, wie er doch lebendig war, und wie wenig er tot sein wollte. Ein reines, tiefes Gefühl der Traurigkeit ergriff ihn. Jetzt bin ich weg von dieser Welt.

Vor einigen Tagen hatten sie seinen 11 Geburtstag gefeiert. Auf jener Farm namens Okongue, nicht weit entfernt von Omaruru, in Südwest-Afrika. Endlich hatte er den heißersehnten Tropenhelm bekommen. Kein Mensch braucht in diesem Land einen Tropenhelm. Aber er wollte eben einen.

Ein Farmkind hat niemanden, dem es seine Schätze zeigen kann. Da sind nur die Großeltern, weit entfernt vom Horizont der Enkelgeneration. Und die Eingeborenen, die Hereo oder Ovambo sprechen.


Frühmorgens hatte er sein Zimmer, das einzig noch bewohnte im alten Lehmhaus, verlassen und war, Barfuß, wie fast immer, gleich in Richtung “Revier” aufgebrochen. Reviere nennt man die ausgetrockneten Flussbette, die das Land durchziehen. Zeugen feuchterer Warmzeiten. Da aber tief im Untergrund Wasser gespeichert ist, werden diese weißen Sandstreifen von uralten Baumriesen, zum Beispiel dem Omumbonde gesäumt.
Dort gab es unter dem Vorsprung einer Granitformation sein besonderes Versteck. Viele hunderttausend Regenzeiten hatten eine Art kreisrunde, gut tennisplatzgroße, mit Quarzsand gefüllte Wanne ausgeschliffen. Wer sie nicht kannte, sah sie nicht. Sie war dicht umwachsen.
Fluorit/Südwest-Afrika (Namibia)
Es war dieses Fieber, das ihn immer wieder zu dem Versteck trieb. Ein Fieber, dass dicht unter der Haut brannte, das berührt werden wollte, das zugleich berühren wollte. Der Sand war heiß geworden unter der Sonne des südlichen Wendekreises. Wie so oft zog er seine kurze Kakihose aus und das weiße Hemd. Er badete, er wälzte sich im Sand, zerwühlte die Körner in seinen Händen, oder er legte sich auf den Rücken, bis er die gleißende Sonne schmerzlich spürte. Später versuchte er im Schatten die Baumriesen zu umarmen, streichelte Steine, um zu spüren, was mit ihm geschah, wenn er die verschiedenen Formen begriff, wenn sie ihn ergriffen.

Es geschahen unglaubliche Dinge an ihm, mit ihm, die er doch nicht deuten konnte. Irgendeine Auflösung müsste es geben. Aber es gab nur eine stetige, schmerzliche Steigerung dieser Suche nach dem, wozu sein ganzer Körper, sein ganzes Sein bestimmt schien.

Niemand würde nach ihm fragen, wenn er den ganzen Tag über nicht im Farmhaus erschien. Es gibt Schwarze Mambas, Puffottern, Geparden, Leoparden, Skorpione und Skolopender. Aber Besorgnisse, die es in Industrieländern gibt, wenn der Nachwuchs mal zu spät heimkommt, kennt man da in der Steppe nicht.

Nein, Hunger hatte er nicht. Er hatte gelernt, sich gut mit sich selbst zu unterhalten. Er stellte sich vor, eine Schulfreundin wäre in der Nähe, und er würde ihr alles von sich erzählen.

Als er wach wurde, war es ringsum Nacht. Jener tiefdunkle Himmel spannte sich, der die Sterne des Orion um so heller leuchten lässt. Er kletterte den Granitfelsen hoch und fand seine Wünsche und Träume einfügt in die unendliche Tiefe des Alls. Es hat keine Zweck, da nach Gott zu suchen. Man sieht ganz genau: Du bist allein in dieser unermesslichen Nacht. Du bist allein, du wirst verlöschen, obwohl du doch ganz genau spürst, dass alles in dir sich gegen dieses Wissen sträubt.

Als er im Farmhaus ankam, fand er noch ein paar kalte Kudusteaks im gemauerten und mit bewässerter Holzkohle betriebenen Kühlhäuschen. Alle schliefen längst. Niemand war mehr da, der ihm gute Nacht sagen konnte. Niemand dem er gute Nacht hätte sagen können. 


Bald hörte sein Herz tatsächlich auf zu schlagen, er war eingeschlafen. Aber etwas war geblieben von dieser Sehnsucht, die sich den Tod herbeisehnte im Angesicht de Alls. Das Wissen um die Einsamkeit, die gottserbärmliche Einsamkeit, die er mit niemandem teilen konnte. Ein Leben lang begleitete es ihn. Wenn die Gespräche später im Erwachsenenleben ehrlicher wurden, kam unweigerlich die Frage: “Du siehst immer so traurig aus, wenn du lachst”. “Ja?” Antwortete er dann. “Ja, und?!”

Das Fieber hatte sich auch aufgelöst. Es waren lange, lange Zuckungen die ihn geschüttelt hatten, Gefühle, die ihn wie Blitze trafen. Er versank sehr selbstvergessen und erlöst in einem Ozean der Entferntheit von der diesseitigen Welt. 

Meteorit/Südwest-Afrika (Namibia)


Es gäbe so viele Formen, das Alleinsein zu durchbrechen, ließ er sich in vielen Jahren oft sagen. Aber verloren gegangen fühlte er sich doch immer. Auch dies Fortleben in den Kindern schien nicht real zu sein. Oder in Werken und Taten? So ein Quatsch.

Was bleibt? Ein Leben der Nichtigkeiten. Allein auf weiter Flur. Wohin. Warum? Gebt mir einen Fixpunkt im Universum, und ich hebe die Welt aus den Angeln.
Ohne einen noch so winzigen Punkt konnte er nicht sein.
Manchmal glaubte er diesen Punkt gefunden zu haben. Auf der anderen Straßenseite. Bei einem raschen Blick über die Kaffeetasse hinweg im Café. Es ist dieses diamantene Glitzern im Sand. Aber wenn man es aufhebt, war es doch eine Scherbe.


Turmaline/Südwest-Afrika (Namibia)
Umso mehr traf es ihn, als er eines Tages viel zulange einige Fotos anschaute. Bilder von ihr, die er nicht kannte, die sie ihm geschickt hatte. Sein Herz wurde ruhig. Er fühlte, es war da. Das wonach er immer gesucht hatte. Dieses andere ohne welches das seine nichts ist. Und er wird sie in die Arme nehmen. Er wird nie mehr suchen müssen. Entfernt oder nah. Sie ist dieser unendliche südliche Himmel in dem du nie allein sein wirst, wenn du nicht allein bist.

7 Jahre alt?

Alle Mineralien-Fotos: Giselher Suhr.



 Am Ende DIESES Textes steht ein Zitat, auch die Liebe betreffend, von Ricarda Huch!


HERBST-EVERGREENS

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Foto: Gesa Konetzki
Herbstgedichte 
sind das Herz des Lyrikkanons. Warum sollte man sie nicht ab und zu lesen/hören? Friedrich Schiller, Friedrich Hölderlin, Rainer-Maria Rilke, Gottfried Benn, Hermann Hesse 
und Issa. Fortsetzung folgt...
Zwei Interpretationen "zum Abgewöhnen" gibt es hier (Hesse, Im Nebel) und hier (Rilke, Herbst).


Ob das Punschlied ein Herbstgedicht ist, darüber läßt sich streiten. Es kommt eben aufs Wetter und nicht aufs Klima an! Aber mir scheint es eines der elegantesten Werke zu sein. Des kantigen Querdenkers...

Punschlied
Friedrich Schiller (1759-1805)

Vier Elemente,
Innig gesellt,
Bilden das Leben,
Bauen die Welt.

Preßt der Zitrone
Saftigen Stern,
Herb ist des Lebens
Innerster Kern.

Jetzt mit des Zuckers
Linderndem Saft
Zähmet die herbe
Brennende Kraft.

Gießet des Wassers
Sprudelnden Schwall,
Wasser umnfänget
ruhig das All.

Tropfen des Geistes
Gießet hinein,
Leben dem Leben
Gibt er allein.

Eh es verdüftet,
Schöpfet es schnell,
Nur wenn er glühet,
Labet der Quell.



Foto: Gerhard Oestel

Hälfte des Lebens
Friedrich Hölderlin 1770-1843


Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und den Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

Foto: Gesa Konetzki
 Herbsttag
Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los. 
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein; 

gib ihnen noch zwei südlichere Tage, 
dränge sie zur Vollendung hin, und jage 
die letzte Süße in den schweren Wein. 

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben 
und wird in den Alleen hin und her 
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. 
Foto: Gesa Konetzki
Astern, schwelende Tage...
Gottfried Benn liest "Astern"
Foto: Gesa Konetzki
Herbstbild
Friedrich Hebbel (1813-1863)

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
Foto: Gesa Konetzki
Ein Haiku von Issa
 1763-1852
Welch ein hartes Los,
als Mensch geboren zu sein -
Dämmerung im Herbst -
Foto: Gesa Konetzki

WIR - The Pale Blue Dot - Ein Lyrikheute Nicht-Gedicht.

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Sojus-Raumkapsel, mit der Sigmund Jähn 1978 als erster Deutscher im Weltraum war.

Was ist ein Lyrikheute Nicht-Gedicht? Auf einmal "springen" mich Texte an, die verdichtet eine auch poetisch (oft NICHT gewollte) Botschaft mitgbringen. Dieser TEXT ist allerdings für mich EIN GEDICHT. Obwohl Marcus Buchwald auf DIESES EINE LEBEN es kaum so gemeint hat (oder doch?).

Pale Blue Dot
Carl Sagan 

For all its material advantages,
the sedentary life has left us edgy, unfulfilled.
Even after 400 generations in villages and cities, 
we haven’t forgotten.

The open road still softly calls, 
like a nearly forgotten song of childhood.
We invest far-off places with a certain romance. 
This appeal, I suspect, has been meticulously crafted

by natural selection as an essential element
in our survival.
Your own life, or your band’s, or even your species’ might be owed to a restless few—

drawn, by a craving
they can hardly
articulate or understand, 
to undiscovered lands and new worlds.

UPDATE: Marcus Buchwald hat mich auf eine wunderbare Filmfassung des Textes von (und mit der Stimme Carl Sagans) aufmerksam gemacht....eine um einige Zeilen Längere Fassung ("...I love to sail forbidden seas....") Der Text zum Mitlesen
For all its material advantages, the sedentary life has left us edgy, unfulfilled. Even after 400 generations in villages and cities, we haven’t forgotten. The open road still softly calls, like a nearly forgotten song of childhood. We invest far-off places with a certain romance. This appeal, I suspect, has been meticulously crafted by natural selection as an essential element in our survival. Long summers, mild winters, rich harvests, plentiful game—none of them lasts forever. It is beyond our powers to predict the future. Catastrophic events have a way of sneaking up on us, of catching us unaware. Your own life, or your band’s, or even your species’ might be owed to a restless few—drawn, by a craving they can hardly articulate or understand, to undiscovered lands and new worlds.

Herman Melville, in Moby Dick, spoke for wanderers in all epochs and meridians: “I am tormented with an everlasting itch for things remote. I love to sail forbidden seas…”

Maybe it’s a little early. Maybe the time is not quite yet. But those other worlds— promising untold opportunities—beckon.

Silently, they orbit the Sun, waiting.



Mehr Nicht-Gedichte bei Lyrikheute:
Asyl für Snowden. Ein Nicht-Gedicht von Rolf Hochhuth
Endlich entdeckt: Peer Steinbrück als Polit-Lyriker.
Widmung: Sigmar Gabriels Nachtgesang (Nach Christian Morgenstern).
Franz Josef Wagner Das Fussballgedicht (unvollendete Triologie in der BILD).

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EINE LIEBE

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Eine tückische Grippe,
....eine Liebe.
Von Giselher Suhr


Es war während einer dieser Streiks bei der Lufthansa. So waren sie in der Lounge am Frankfurter Hauptbahnhof gelandet und warteten auf den Zug nach Berlin. Das gemeinsame Schicksal, Streikopfer zu sein, verbindet. Sie hieß Sandra und er machte sich als “Gernot, auch verheiratet, aber ich mache von meiner Ehe keinen Gebrauch” bekannt. Und die jugendlich wirkende, zierliche Frau unbestimmten Alters neben Gernot sagte so dahin: “Das könnte man bei mir auch sagen”.


Es stellte sich heraus, dass sie beide oft “lange Tage” haben. Er als IT-Verantwortlicher in einer Konzernfiliale in der Hauptstadt, sie als Physiotherapeutin, die gleichzeitig einen eigenen Fitness- und Saunabereich am “Laufen halten” musste.


Als Gernot sich das Wort Physiotherapeutin
buchstabierte, sackte er im tiefen Polster seines DB-Loungesessels zusammen und gab den “Ich-bin-fix und-fertig-Hilfe-kannst-du-mir-helfen!” Typ. Sandra stand auf, trat hinter ihn und griff ihm mit ihren kundigen Händen in den Nacken. Nach einigen Berührungen, die  ihn buchstäblich vom Kopf bis zu den Zehenspitzen elektrisierten, sagte sie:  “Gernot, ich kann es mit den Händen spüren, du hast zu viel am Hals".


So gut verstanden hatte er sich noch nie gefühlt.


Später im Zugabteil und bei zugezogenen Vorhängen, auf der Fahrt nach Berlin, lag Gernods Mantel ausgebreitet über die beiden und verdeckte, was ihre Hände suchten und fanden.


Der Berliner Alltag wurde schwierig. Gelegenheiten zu finden,  die Annäherungen im Zugabteil fortzusetzen, war nicht einfach. Aber die Sehnsucht danach wurde dadurch nur heftiger. Dem beruflichen Alltag und den Ehepartnern gestohlene Stunden blieben selten. Hier eine Nacht in Caputh, dort “love in the afternoon” in einer Tiefgarage hinten im abgedunkelten GL.


Er wurde zu ihrer “großen Liebe”. Und sie für Gernod “meine große Liebe”. Und? Ja, oft stand die Frage im Raum: Wie ist es mit deiner Frau? Wie ist es mit deinem Mann? Sie hatten sich angewöhnt, keine Namen auszusprechen, sondern nur von “F”, deine Frau und “G”, dein Gatte zu sprechen. Aber zum Reden war während der kurz bemessenen  Begegnungen sowieso kaum Zeit. “Gesprochen” wurde im Hangout. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit.


So haben sie sich immer wieder versichert: Mit “F” beziehungsweise “G” würde “gar nichts mehr laufen”. Aber anders als Gernot, der ein eigenes Schlafzimmer hatte, kroch seine Sandra Nacht für Nacht ins gemeinsame Bett mit “G”. So drang  die unangenehme  Vorstellung, die Geliebte jede Nacht beim Ehepartner zu wissen,  immer wieder quälend in sein Bewusstsein. Immer wieder wenn kein Chatkontakt möglich war….während dieser Nächte.


“Er will nichts mehr von mir. Ich will nichts mehr von ihm” hatte sie Gernod versichert. Das konnte er sich nicht vorstellen. Wie sollte es möglich sein, dass ein Mann, ihr Mann, die schönste Frau der Welt nicht mehr “will”?


Wie würde “G” reagieren, wenn er von Gernod erführe, wenn er mitbekommt, dass ihm droht, “seine” Frau zu verlieren?


Zu was ein Mann in so einer Situation fähig ist, das hatte, vor Jahren, Gernod selbst einmal bewiesen. Als er merkte, dass er seiner damaligen Freundin immer weniger wichtig wurde, und sie ihn mit einem anderen “betrog”, wie man wohl sagt, besuchte er sie und “nahm” sie ohne viele Worte. Nicht “brutal” aber doch sehr gewalttätig. Sie waren am Ende einer langen Nacht beide “fix und fertig”. Und danach war der Spuk des “anderen” und alle Gleichgültigkeit bei ihr verflogen. Als hätte dieses bedingungslose “ich will dich” nur bewiesen werden müssen. Sie waren wieder zusammen. Und der Andere spielte keine Rolle mehr.


Genau davor hatte er Angst: Was würde sein, wenn “G” Sandra nur “einmal zeigt”, was sie ihm bedeutet?


Der Tag kam. Der übliche Morgengruß von Sandra blieb aus. Später am Mittag dann eine kurze Meldung: “Ich bin fix und fertig. Habe den ganzen Vormittag geschlafen. Melde mich später.” Als er nachfragte, was denn sei, war sie schon nicht mehr online.


Das, was Gernod immer befürchtet hatte, war also geschehen. Waren sie nicht gestern Nacht, nach einem kurzen Plausch im Netz, liebevoll auseinander gegangen? Und jetzt nur diese dürren Worte, die er wieder und wieder las.


Was muss DAS für eine Nacht gewesen sein, dass sie, die doch so viele “duties” hatte, den ganzen Vormittag verschlief…”fix und fertig”? Hatte “G” in dieser Nacht seine angestammten “Rechte” geltend gemacht? Wie war er vorgegangen? Mit Worten? Oder hatte er Sandra einfach an sich gezogen und ihre Abwehr mit der routinierten, zielsicheren Zärtlichkeit des Ehemanns überwunden und zugleich seine Stärke geltend gemacht? Der Stier, der Mann, der aussieht, als würde er gerne Holzstämme spalten? Hatte sie geschrien, wie Gernot es von ihr kannte und, jeden Widerstand aufgebend, sich immer fester an ihn gekrallt? Wie oft? Wie lange? Wie “gut”?


Der Schmerz in seinem Bauch, wo ja die Seele wohnen soll, wuchs ins Unerträgliche.


Er saß in seinem Büro und starrte auf den Bildschirm, das Mailprogramm geöffnet. Dort würde ihm ein grüner Punkt in der Kontaktliste signalisieren, wann Sandra online ist. Aber der Punkt neben ihrem Namen blieb Gelb.


Es wurden sehr lange Stunden. Zeit für Gernod darüber nachzudenken, wie er Sandra ansprechen, fragen sollte, warum sie “fix und fertig” gewesen sei - nach einem Abend, wo sie doch “früh ins Bett” gegangen sei. Er wollte auf keinen Fall erkennen lassen, dass er “irgendeinen Verdacht” hegte.


Und dann kam vom Handy dieses besondere “Ping”, das eine Hangout-Botschaft ankündigte und das kleine Chat-Fenster der Mailseite auf dem Monitor öffnete sich. “Sie” war “da”. Und Sandras erster Satz war von zwei liebevollen Smileys eingerahmt. Ihre Müdigkeit, ihr “fix und fertig” wurde schnell erklärt.


Es war bei ihr wohl eine dieser tückischen Virusgeschichten am Werk, die er selber auch nur zu gut kannte. Wo jede Bewegung und jeder Gedanke schmerzt.


Wie konnte er ihr zeigen, wie glücklich er jetzt war, ohne sein ungerechtfertigtes Mistrauen zu verraten? Er kaufte eine dunkle, fast schwarze Rose. Und fuhr zu der Tiefgarage, wo sie ihren GL parkte.  Die Parkbucht mit “ihrer” Nummer. Wo sie sich so oft verabredet hatten. Da wollte er einfach die Rose hinter einen Scheibenwischer klemmen. Um irgendwie “seine” Botschaft loszuwerden. Aber als er näherkam, waren alle Fenster des GL beschlagen. Von wem, “mit” wem, wollte er da eigentlich schon nicht mehr wissen.


Er wählte auf dem Handy eine Nummer, die er schon lange wählen wollte und verabredete sich bei dem Italiener.



Ja

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Bergkristall und Turmalin
Es gibt ja immer wieder Leute, 
die glauben, wenn man über etwas schreibt, müsse man es alles selbst erlebt haben. Quack!! Manchmal genügt es, zwei Mittrinkern an der Bar zuzuhören und sie zu beobachten, um eine Art "Liebesgeschichte" zu schreiben - Aber: Passt mal auf, eigentlich schreibe ich immer, weil ich glaube etwas über uns, die Menschen erfahren zu haben, das ich weitergeben will. Eine klitzekleine "Wahrheit über das Leben". Smiley!

Ja -
Eine klitzekleine Wahrheit über das Leben.
Von Giselher Suhr

Sie trafen sich auf einem dieser Parteitage am Taxistand. Diese Veranstaltungen legen Parteien vor Wahlen gern mal in eine Provinzhauptstadt weil sie hoffen, damit auch die Wähler in dem üblicher Weise von der großen Politik vergessenen Land zu erreichen.

Am späten Abend gibt es dann viele Delegierte, die ins Hotel wollen. Aber nur selten ein Taxi vor der Kongresshalle. Da also hatte er sie angesprochen und sie gefragt, ob sie auch zum “Goldenen Hirsch” müsste, wo viele Parteifreunde gebucht hätten. “Ja” hatte sie gesagt.

Irgendwann waren die beiden die letzten in der Hotelbar. Bis der letzte Gast gezahlt hatte. Sie hatte den ganzen Abend nichts gesagt - außer diesem “Ja”, wenn sie angesprochen wurde. “Nehmen wir noch den berühmten Scheidebecher auf dem Zimmer?” Fragte er. “Ja”. Damit begann ein wunderbarer zweiter Teil des Abends. Er erzählte ihr “alles”. Sein Leben, seine Frauen (oder waren es Geliebte?), sein Kindheit und so viel über die Liebe. Woran sie scheitert. Wann sie wahr ist. Warum er ganz anders ist. Warum sie ganz anders ist. Und warum das alles so wichtig sei. Für ihn. Für sie und dann gebrauchte er das große Wort: “Wichtig für UNS”. Zwischen drin hatte sie wohl ein oder zweimal “ja” gesagt. Aber bei diesem letzten “UNS”-Satz nicht.

Ja, sie schliefen zusammen. Und irgendwann muss sie aufgestanden sein und ihn verlassen haben. Aber einen Zettel ließ sie da:

Mein Lieber, das war eine gute Nacht. Glaube mir: Ich habe Dir nicht eine Sekunde zugehört. Wenn ich etwas mitbekommen hätte, von dem was Du geredet hast, wäre sicher alles anders gekommen. Aber jetzt, wo Du alles gesagt hast, bin ich guter Hoffnung, dass es damit auch gut ist.
Deine “Ja”.


Natürlich ist das auch (schönen Gruß an Page/rank und Googls crawler) Lyrik heute!

WIE ICH VERSUCHTE, EIN HAIKU ZU SCHREIBEN

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Wie ich versuchte ein Haiku zu schreiben
Giselher Suhr

Es ist Herbst und damit (wie zu jeder anderen Jahreszeit) der richtige Moment, ein Haiku zu verfassen. Der Kigo, der geforderte Hinweis auf die Jahreszeit, liegt vor mir auf dem Joggingweg rund um den Grunewaldsee: Kastanien.  Das ist konkret, das ist Gegenwart. Aber wie war noch mal die Zahl der Silben-, der Lauteinheiten, der Moren? Später nachschlagen?

Darum soll es gehen in meinem Haiku: Es ist Herbst, und auf dem Weg glänzen die ersten Kastanien. Ich sehe sie - und ich sehe sie nicht. Ich weiß noch, wie ich sie einmal, zweimal, dreimal sah: Mit meiner Tochter, mit meinem ersten, mit meinem zweiten Sohn. Ich endeckte sie mit Kinderaugen für ihre Kinderaugen. Zum ersten mal Kastanien sehen, aufheben, anfühlen und sie für so einmalig und glänzend halten. Sie sammeln, nach Hause mitnehmen - und die Frage, was man damit alles machen kann. Und dann werden es viele, zu viele Kastanien und irgendwann, spätestens Weihnachten beginnen sie zu verschrumpeln - und der erste Schnee entfacht neue intensive Wahrnehmungen - mit Kinderaugen gesehen, mit Kinderhänden gefühlt.



Issa hat so bedrückende Haiku über sein Altwerden geschrieben.

Ich komme ganz gut voran beim Lauf um den See. Die zweite Hundebadestelle ist schon erreicht. Aber in meinem Alter kann ich mir keine Hoffnung machen, jemals wieder mit den Augen eines Kindes, eines Kindes, dessen Vater ich bin, die Welt zu entdecken.

Wie viele Moren waren das nochmal? Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein: 5 + 7 + 5.

Eine Meute Hunde prescht mir fröhlich entgegen. Jetzt kommt das Stretching und eine kleine Unterhaltung mit der heiteren Frau, deren winzigen Hund ich "Knaxhund" nenne, weil es "knax" macht, wenn man ihn auf dem Sofa übersieht und sich draufsetzt. Sie sagt, ich bräuchte einen "professionellen Knax", da meine Wirbelsäule nicht ganz grade, die eine Schulter höher als die andere sei. Das tut gut. Anteilnahme. Ein wohlmeinendes Heilversprechen. Und das Haiku? 5 + 7 + 5? Ich glaube nicht, das mir das gelingen könnte. Und das Sehen mit Kinderaugen auch nicht.

*
Haiku-Versuch update unter dem Bild...



                                                UPDATE  (5.11.)
Ein erster Versuch doch etwas wie ein (Kastanien-) Haiku zu schreiben (für  Pl.)


Drei Kastanien auf dem Bord;
Wie glänzten sie, als Du sie aufhobst.
Der Glanz ist geblieben vom
Anfassen beim  ersten Mal.

Jedesmal wenn ich sie sehe,
nehmen sie mich mit zu Dir.

Befruchtung auf Bulgarisch oder BULGARIEN NON-IN-VITRO

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Bild: Paraskeva Nikoltscheva-Mau/Rechte:Lyrikheute, Giselher Suhr.Ich liebe dieses Bild! Ein oder zweimal draufklicken. Dann siehst du, was ich sehe!

Bulgarian non-In-vitro
Oder
Befruchtung auf Bulgarisch
Von Paraskeva Nikoltscheva-Mau

Das, was man heute kurz und bündig „In vitro“ nennt und mit  Selbstverständlichkeit die künstliche Befruchtung außerhalb der Körpers der Mutter bezeichnet, gab es früher nicht. Die Folge: Viele kinderlose Ehen und deswegen auch viele Scheidungen. Die Männer warfen oft die  Last der Schuld auf den Rücken der Frauen. Ihr Macho-Gehabe erlaubte es nicht zuzugeben, dass sie der Grund für die Kinderlosigkeit waren.


Unsere Geschichte - übrigens eine wahre Begebenheit - erzählt von der Zeit um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Uns ist es erlaubt sie nur Ihnen zu erzählen, denn sie sind verschwiegen, oder? Außerdem sind fast alle Beteiligten tot...


Der Gynäkologe den Sie gleich kennenlernen werden, nennen wir ihn Dr. Ivanov, lebte mit seiner Familie in einem kleinen bulgarischen Städtchen. Er hat sein Studium in Deutschland in der Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg absolviert und praktizierte nun in seinem kleinen Land.


Obwohl er damals eher jung ist, als alt, sagen wir mal – Anfang-Mitte vierzig, hat er es zu großer Prosperität gebracht. Im Zentrum des Städtchens kann er das schönste Haus, mit einem noch schöneren Garten, sein Eigen nennen. Die junge Frau  hat ihm hintereinander drei entzückende Kinder geboren. Er erfreut sich großer Popularität und Respekt. Nicht nur von den Bewohnern des Städtchens, nein. Es kommen Patientinnen aus ganz Bulgarien zu ihm, denn er hat sich mit einigen, „nicht ganz alltäglichen Methoden“ einen Namen gemacht, nämlich, dass er fast jeder Frau helfen kann, Mutter zu werden. Vorausgesetzt, es liegt nicht an ihr.


Zu aller erst hat er die Sterilität des ahnungslosen Ehemannes festgestellt, in dem er auf einem Stückchen Watte eine frische Spermaprobe, von der Gattin abgeluchst, unter dem Mikroskop untersucht hat. Aha, alles klar. Dann bestellte er an zwei nacheinander folgenden Tagen seine Patientinnen in ihrer fruchtbaren Zeit in seine Praxis. In dem Behandlungszimmer tönte leise und entspannend wunderschöne Musik. Die Patientin bekam ein weißen Lacken über das Gesicht gestülpt, um nichts zu sehen und nicht gesehen zu werden… und dann kam Zdravko, der Gärtner, der von Gesundheit trotzte. Sein Name sagte schon alles; denn “zdrave” heißt übersetzt Gesundheit.


Dieser Bursche aus dem Lande besaß einen guten Charakter, war sauber und ordentlich - und sah auch noch gut aus.. Er spielte abends Mundharmonika und sein blonder Schopf bewegte sich im Takt der Musik.


Ein wahrer Künstler in dem von ihm gepflegten Garten war er, vielleicht auch deswegen, weil im Herzen des Grundstückes, zwischen Jasminsträuchern und Flieder, das  Gartenhäuschen stand in dem Dr. Ivanov praktizierte.


Dort empfing er seine Patientinnen, dort übte Zdravko seine „Nebentätigkeit“ aus. Hätte dieser junge Mann die Möglichkeit gehabt, zu studieren, wäre er entweder einen guten Förster oder Gartenbauarchitekt geworden. Er aber dachte nicht so; lebte sein Leben als „Gärtner mit besonderen Aufgaben“ und man kann sagen, er war zufrieden, gar glücklich. Besonders glücklich waren die Frauen, die nach etlichen Jahren der Erwartung, endlich Mutterfreuden erfuhren. Und die Väter erst! Sie waren ganz vernarrt in „ihr“ Ebenbild!


So sprossen Jahr für Jahr lauter goldige Babys, wie Pilze nach dem Regen und ließen die Welt der Familien noch schöner erscheinen. Man kann sagen, dass dabei alle Beteiligten glücklich und zufrieden waren – die Eltern, die alles bis Dato erfolglos versucht hatten, um Kinder zu bekommen; der Gärtner und nicht zuletzt der Arzt, der sehr reich wurde. In seinem „Dienstleistungskatalog“ hatte er, nebst der Befruchtung und die Abtreibungen (nach dem Gesetz der Ungerechtigkeit wurden manche Frauen ungewollt schwanger), auch die Wiederherstellung des Jungfernhäutchen aufgenommen. Aber in einem kommunistischen Land wie Bulgarien, wo alle nach Sowjetmuster gleich und gleicher werden sollten, passte dieser arme reiche Mann, zu dem auch noch in faschistischem Deutschland studiert, überhaupt nicht ins Bild des „neuen Menschen“. Also, wurde er eines Tages von einer seinen Patientinnen, von der Gattin des Kreisparteisekretär „verpfiffen“, obwohl ihr die „Behandlungsmuster“ behutsam erörtert worden waren. Diese Frau bekam sogar eine sechsmonatigen „Kur“ zu besonderen Konditionen verpasst, aber es wollte und wollte mit dem Baby nicht klappen. An Zdravko hat es, gewiss, nicht gelegen. Danach ging alles ganz schnell. Dem Arzt wurde im nu der Prozess gemacht und ihm zwölf Jahre Gefängnis aufgebrummt. Seine junge und verwöhnte Frau, der „Schande“ nicht gewachsen, ließ sich schnell scheiden, nahm eilig nur den Koffer mit dem Geld und verließ ihr Geburtsstädtchen. Sie zog mit den Kindern in die Hauptstadt. In Sofia kannte sie keiner und so ließ sie ihre Kinder sorglos, aber ohne Vater groß werden. Denn wer nimmt eine Frau mit drei Kindern? Das kann, unter uns gesagt, nur in den westlichen Ländern passieren.


In das wunderschöne Haus in der Provinz zog ein Kindergarten und ein Pionierclub ein und binnen paar Jahren, nach der Gesetzmäßigkeit des Systems – „alles dem Volke, aber nichts gehört uns wirklich“, verfiel alles, alles ging zum Bruch. Der Garten wurde zertrampelt, dörrte aus und ähnelte bald einen verwunschenen Märchengarten. Unsere Geschichte wäre vielleicht hier schon zu Ende, hätten wir nicht noch einiges zu berichten…


Die Jahre vergehen – manchmal schnell, manchmal langsam – je nach dem, was für Schicksalspäckchen man gerade zu tragen hat.


Die Frau des Arztes musste als Pflegerin in einem Krankenhaus arbeiten, als eines Tages der Geldkoffer dann doch leer war. Nur sie selbst weiß, wie schwer es  ihr fiel. Erinnerungen an besseren Zeiten geben selten Ruh, wenn wir in der Misere stecken. Vor kurzem hat sie ihren Nachbar - einen Straßenbahnschaffner geheiratet, den Witwer mit zwei erwachsenen Kindern.


Die drei Kinder von Dr. Ivanov sind anständige Menschen geworden: Eine Krankenschwester, eine Hebamme und ein Elektriker, die eigene Familien gegründet haben. Da sich die Zeiten geändert haben, versuchen sie mit allen Mitteln ihr Geburtshaus, oder das, was davon übrig geblieben ist, zurück zu bekommen.


Der Arzt, seiner Approbation enthoben, ging, nach sieben Jahren Gefängnis, in seinen Geburtsdörfchen an der Donau zurück, wo er heute noch bescheiden lebt. Hier wusste niemand, was genau ihm widerfahren war. Es wurde gemunkelt, die Kommunisten seien Schuld, dass er seine Frau verloren habe. Da er sich aber rührend um die Dorfbewohner und die eigenen Eltern kümmerte, kostenlos den Blutdruck von Allen mass und immer zur Stelle war, wenn er für Mensch und Tier gebraucht wurde, krähte kein Hahn danach, was in den Sechzigern mit ihm los war.


Und nun zum Gärtner. Als ihm während des Prozesses zu bunt wurde und er es Leid war, sich zur Mastbulle reduzieren zu lassen, flüchtete er aus der Volksrepublik und landete in Las Vegas. Seine Landsleute dort waren vorwiegend Kellner und so ergriff auch er diesen Beruf. So vergingen auch seine Jahre, man kann mit Hand aufs Herz sagen – gut. Er hat eine ganz tolle Amerikanerin, was nicht immer der Fall ist, geheiratet. Sie hatten eine Menge Freiheit, ein kleines schmuckes Häuschen, zwei Autos und ein Hund. Was sie nicht hatten war ein Kind. Zdravko nahm gleich die Schuld auf sich und das Glück der beiden schien perfekt. Sie wogen sich in idyllischer Harmonie und Zufriedenheit, bis eines Tages…


Zdravko hatte letzte Nacht etwas Schönes geträumt, konnte sich jedoch wie immer, nicht erinnern was. Er ist eine Frohnatur, seine Laune  war heute besonders gut. Am Abend galt es, eine Gruppe aus seiner fernen Heimat zu bedienen. An und für sich ist das heutzutage nicht wer weiß was besonderes. Nach dem Fall der Berliner Mauer, reisten die „Ost- Menschen“ in die Weltgeschichte herum, wie losgelassen. Und diese junge Bulgaren hier waren gekommen, um in Palace Hotel sich die Show des großen Magier David Copperfield, anzusehen. Und dann geschah es.


Zdravko ist gerade im Begriff das Tablett hinzustellen… aber auf einmal ist er wie hypnotisiert. Sein Blick ist gefangen. Es ist der Ring an der Hand einer jungen Bulgarin. Er ist ihr sichtlich zu groß und sie trägt ihn auf dem Zeigefinger. Mein Gott, er kennt diesen Ring! Das darf nicht wahr sein! Er ist einmal bei der „Behandlung“ vom Finger einer Patientin abgerutscht und auf dem Boden gekullert. Er persönlich hat ihn aufgehoben und ihn ihr, ohne was zu sagen, auf dem Ringfinger gestreift. Dabei hat er festgestellt, dass diese Frau sehr schöne und gepflegte Hände hatte, außer… Er holt tief Luft, begrüßt seine Landsleute auf Bulgarisch, dann bückt sich leicht zu dem goldgelockten Kopf der jungen Frau und sagt, leicht hüstelnd: „Sie werden entschuldigen, Madamme, ich habe diesen Ring mal an einer sehr schönen Hand gesehen... Einer zarten, zierlichen Hand mit einer winzigen Narbe auf dem Handrücken. Wie ein Stern! „Ach, wirklich?!“, strahlt ihn die junge Frau an, „Da müssen Sie… meine verstorbene Mutter gekannt haben!“


Nun, Ihr Lieben, Euch ist es überlassen die weitere Entwicklung der Geschichte zu Ende zu spinnen… Ups! Ich muss jetzt unter dem Tisch krauchen, um meinen Ring zu suchen…


Alle Rechte bei: Paraskeva Nikoltscheva-Mau

MEHR VON "PARA" bei Lyrikheute:
Bulgarien - das bin ich.
Der Weihnachtsbaum mit den drei Spitzen.

PAUL ELUARD: ETRE - SEIN. EIN "ABSOLUT", ein TOP 100 Gedicht.

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Paul Eluard - ABSOLUT! Und: "Léternal idol" von Auguste Rodin.

Der Ostwind fegte eisig die kleine abgelegene Brücke..
In seinem Rückspiegel sah er ein Scheinwerferpaar langsam näher kommen. Die Lichter verloschen. Wenig später saß sie neben ihm. Es blieben ihnen nur wenige Minuten für die vielen Berührungen, die kleinen Worte. Er presste ihre kühlen Hände an seine heiße Stirn, versuchte zu versinken in ihr. Eine Frau und ein Mann. Ein Mädchen und ein Junge. Ungefähr das könnte die Situation gewesen sein, nach der Paul Eluard sein Gedicht "Etre" (Sein) schrieb. Es ist für mich eines der TOP 100 Gedichte - bei Lyrikheute. Ein "ABSOLUT"-Gedicht! G.S.


Etre

Le front comme un drapeau perdu
je te traine quand je suis seul
Dans des rues froides
Des chambres noires
En criant misère

Je ne veux pa les lacher
Tes main claires et compliquées
Nées dans le miroir clos des miennes

Tous le reste est parfait
Tout le reste est encore plus initule
Que la vie

Creuse la Terre sous ton ombre

Une nappe d'eau près des seins
Où se noyer
Comme une pierre.

1936
SORRY! Einige französische Sonderzeichen
standen mir hier nicht zur Verfügung,

Sein
Versuch einer Übersetzung von Giselher Suhr.

Die Stirne: Eine verlorene Fahne!
So trage ich an dir schwer, wenn ich alleine bin.
In den kalten Straßen,
Den schwarzen Zimmern -
Mein Elend rufend.

Deine Hände mag ich nicht lassen,
Mondhell und schwer zu verstehen.
Im Spiegel der meinen geboren.

Alles andere ist wie es ist.
Noch viel nutzloser
Als das Leben.

Zerreibe die Erde in deinem Schatten.

Da ist ein Wasser bei den Brüsten,
Wo man versinkt

BISHER "TOP 100" bei Lyrikheute:
SO NIMM DENN MEINE HÄNDE


DREI HAIKU EIN BILD

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Ein Heide-Bild von Gesa Konetzki für Haikus wie gemalt.


Einfach mal "so". Drei Haiku und ein Foto von Gesa Konetzki...

Der Wirt hatte gefragt,


ich nickte, er schrieb's ins Buch:


Allein. Die Winternacht.


Issa



Nacht. Ich beiße den


gefrorenen Pinsel


mit meinem letzten Zahn


Buson



Du machst Feuer, und ich


will dir was Schönes zeigen:


einen Ball aus Schnee.


Basho



Aus: HAIKU, Japanische Gedichte, dtv 1994//2001 - Haiku kann man nicht "rezensieren". Nur empfehlen. Und dies Bändchen ist wirklich sehr zu empfehlen!
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